Wolfgang Hennig/Manfred Kees: Wer war Hockewanzel? Eine Spurensuche.

Nahezu jedem Deutsch-Böhmen ist er ein Begriff, der Erzdechant Wenzel Hocke von Oberpolitz/Horni Police. Wer war er aber eigentlich? Die Antwort gibt diese biographische Abhandlung und Darstellung der Person Hockewanzel.

Wolfgang Hennig/Manfred Kees: Wer war Hockewanzel? Eine Spurensuche, Eigenverlag Wolfgang Hennig Bayreuth 2021, 90 Seiten, zahlr. Abb., ISBN 978-3-00-069462-2, € 24,80.

 

Nahezu jedem Deutsch-Böhmen ist er ein Begriff, der Erzdechant Wenzel Hocke von Oberpolitz/Horni Police. Er lebte von 1732 bis 1808 und besaß  das Inful-Recht, durch das er bei festlichen Anlässen Mitra und Bischofsstab nutzen durfte. Die Anekdoten über den „Eulenspiegel im Priestergewand“ wurden in vielen Auflagen und von verschiedenen Autoren bis in unsere Tage veröffentlicht. Was allerdings bisher gefehlt hat, ist eine biographische Abhandlung und Darstellung der Person Hockewanzel.

Eine solche wurde jetzt von Wolfgang Hennig und Manfred Kees vorgelegt. Der Bayreuther Arzt Dr. Wolfgang Hennig, Urenkel in fünfter Generation des Hockewanzel-Bruders Franz Hocke aus Neustadtl/Jezvé, hat mit seinem Co-Autor über viele Jahre eine intensive Spurensuche betrieben. Das Ergebnis ist keine Abhandlung im wissenschaftlichen Sinn, umfasst aber in einer leicht lesbaren Sprache neue Zugänge zur bisher nur anekdotenbehafteten Person des barocken böhmischen Erzdechanten. Ein Großteil der Veröffentlichung stellt unter dem Titel „Wenzel Hocke und seine Zeit“ die Person in ihrem historischen Umfeld vor: Der Geburtsort Neustadtl, die Gymnasialzeiten in Böhmisch Leipa/Česká Lípa und Sagan, Theologiestudium und Priesterweihe in Leitmeritz/Litoměřice, die ersten Priesterjahre in Zeiten der preußisch-österreichischen Kriege, und dann natürlich die ihn berühmt machende Zeit an der Wallfahrtskirche in Oberpolitz stehen im Mittelpunkt.

Und da kam es den Autoren während ihrer langjährigen Spurensuche geradezu gelegen, dass sich vor einigen Jahren mit P. Stanislav Přibyl, damals Generalvikar der Diözese Leitmeritz, heute Sekretär der tschechischen Bischofskonferenz in Prag und zusätzlich aus freien Stücken realiter „Nachfolger“ des Oberpolitzer Erzdechanten, ein visionärer Priester des verfallenden Wallfahrtsortes annahm und in einem unglaublich anmutenden Projekt die Kirchenanlage restaurierte, sowie die örtliche Kirchengemeinde und die historische Maria-Heimsuchungs-Wallfahrt unter aktuellen Bedingungen als tschechisch-deutsche Begegnung mit neuem Leben erfüllte. Dem und der dabei erfolgten Unterstützung durch den heutigen Leitmeritzer Diözesan-Bischof Jan Baxant ist natürlich auch ein nicht unerheblicher Teil des Buches gewidmet. Natürlich gibt es auch ein Kapitel zur Entstehungsgeschichte des literarischen Hockewanzel, die mit der Erstveröffentlichung der Hockewanzel-Anekdoten des Anton Nittel (Warnsdorf/Varnsdorf 1881) begann und bis zu Otfrid Preußlers „Flucht nach Ägypten“ in unseren Tagen reicht. Ein Bericht über die Wiederanbringung der historischen deutschen Gedenktafel am Geburtshaus von Wenzel Hocke in Neustadtl bei Oberpolitz am 7. August 2021 rundet die erfolgreiche „Spurensuche“ ab.

Das reich mit historischen und aktuellen Abbildungen illustrierte Buch wird allen, die eine Beziehung zum Oberpolitzer Hockewanzel haben, große Freude bereiten.

 

Alois Hofmann