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Die Zeit ist aus den Fugen.

Bücher wie das von Teja Fiedler sind besonders wichtig. Wenn sie zusätzlich gut geschrieben sind, legt man es nicht weg, bevor man zum Ende gekommen ist.

Teja Fiedler, der für den „Stern“ aus verschiedenen Weltgegenden berichtet hat, beschreibt das Leben seines Vaters: Soldat im Ersten Weltkrieg, Notar in der Zwischenkriegs-Tschechoslowakei, Heimatvertriebener in Plattling. Teja Fiedler ist ehrlich, gegenüber Tschechen und Deutschen und der eigenen Familie. Er zeigt, wie die große Geschichte in die Familie eingreift. Er bringt Menschen zum Nachdenken, ohne zu belehren. Das Buch ist für alle wertvoll, für die, welche die geschichtlichen Ereignisse kennen und für die, die mit ihnen zum ersten Mal in Berührung kommen. Die Junge Aktion wird davon profitieren.

Teja Fiedler ist in der nordböhmischen Kleinstadt Dauba geboren, wo sein Vater Notar war. Die Geschichte seines Vaters beginnt im Dörfchen Rohn bei Prachatitz. Im Nachbarort Luzerier verbrachten wir im Jahr 1971, Mitglieder der Jungen Aktion aus der Diözese Fulda, junge Tschechen aus Prag und zwei junge Leute aus der DDR eine gewissermaßen konspirative Woche. Wir übernachteten zusammen auf dem Dachboden eines Bauernhauses und durchwanderten, ohne um Erlaubnis zu fragen, die Umgebung meiner Geburtsstadt. So war mir beim Lesen des Buches zusätzlich die Landschaft präsent. Teja Fiedler macht den Schrecken des Kriegs, seine Folgen und die des Nationalismus und Nationalsozialismus bewusst, ohne etwas zu beschönigen. Aber auch aufrechtes Verhalten und feiner Humor sind gegenwärtig, etwa, wenn der Name seines Bruders Alarich sich durch die liebevolle Verkleinerung freiwillig-unfreiwillig zu Ali wandelt.

Reinhard Forst

Teja Fiedler: Die Zeit ist aus den Fugen. Vom Kaiserleutnant zum Vertriebenen. Das Leben meines Vaters, Piper Verlag München 2017, 320 Seiten, ISBN 978-3-492-97722-7, 17,99 € (e-Book)