Leidenschaftliche Plädoyers für das Wählen

Seit einigen Jahren findet beim Brünner Symposium die Auszeichnung der Preisträger des Europäischen Essaywettbewerbs statt. Diese hatte der Bundesvorsitzender der Ackermann-Gemeinde Martin Kastler als Europaabgeordneter ins Leben gerufen und in diesem Jahr erstmals gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Bernard Bolzano Gesellschaft Dr. Matěj Spurný ausgeschrieben. Das von den Studenten zu bearbeitende Thema lautete „Darum gehe ich (nicht) zur Wahl!“

Die Schirmherrschaft zum inzwischen 5. Wettbewerb hatten Dr. Arndt Freiherr Freytag von Loringhoven (Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Tschechien) und Tomáš Podivínský (Botschafter der Tschechischen Republik in Deutschland) übernommen.

„Das Thema bewegt jeden Einzelnen: Wohin geht unsere Demokratie in Europa?“, führte Kastler in seiner Einführung aus. Knapp 50 Essays von Studenten aus Deutschland, Österreich, Tschechien (der größte Anteil) und der Slowakei wurden eingereicht mit – so Kastler – „ganz unterschiedlichen Bewertungen, pro und contra Wählen“. Nicht einfach sei daher auch die Entscheidungsfindung gewesen. Kastler freute sich, dass neben den drei Hauptgewinnern auch weitere Teilnehmer des Wettbewerbs dem Symposium beiwohnten.

„Komplexe Ursachen insgesamt und spezifische Ursachen in einzelnen Ländern“ nannte Botschafter von Loringhoven als Gründe für die Teilnahme an Wahlen. Aber auch das Erbe des Totalitarismus, teilweise bis ins 19. Jahrhundert zurückreichende Aspekte sowie einige Megatrends (Globalisierung, Digitalisierung, Eurozonenkrise, Entleerung von Inhalten) machte der Diplomat verantwortlich für die individuelle Umsetzung des Wahlrechts. Die tschechischen Beiträge hätten sich vor allem an der Lage in der Tschechischen Republik orientiert, während die deutschen Essays eher allgemein gehalten seien, präzisierte von Loringhoven. Doch allen wies er eine „Präzision der Argumente und der Formulierung“ zu – und den meisten ein „leidenschaftliches Plädoyer für die Teilnahme an Wahlen“.

Die Arbeiten würden sich an der „Grenze zwischen Journalistik und Publizistik“ bewegen, charakterisierte Botschafter Podivínský die Essays. „Die Zusammenhänge und Argumentationen sind hervorragend, der Konflikt bzw. die Auseinandersetzung pro oder contra sehr präzise ausgearbeitet. Ich bewundere alle Schreiber der Essays“, stellte der tschechische Botschafter fest, auch wenn einige Autoren sich gegen das Wählen aussprachen. Und als ehemaliger Abgeordneter im tschechischen Parlament konnte er so manche Aspekte aus der anderen Seite kennen lernen.

Der 1. Preis des Essaywettbewerbs ging an Martin Madej aus Těrlicko, der 2. Preis an Anna Jordanová aus Lelekovice und der 3. Preis an Moritz Rudolph aus Ohrdruf, der in Tübingen studiert. „Es sind ganz unterschiedliche Essays, jeder hat es anders gelöst, jeder hat seine spezielle Herangehensweise. Aber alle haben Großes geleistet“, fasste Martin Kastler die Arbeiten der drei Zweitsemester-Studenten zusammen und überreichte ihnen die Siegerurkunden. Die Essays wurden zudem mit einem Preisgeld von 500 €, 300 € und 200 €. Dieses wurde von SME europe zur Verfügung gestellt.

Markus Bauer/ag

 

Leitet Herunterladen der Datei ein1. Platz: Essay Martin Madej (in tschechischer Sprache)

 

Leitet Herunterladen der Datei ein2. Platz: Essay Anna Jordanová (in tschechischer Sprache)

 

Leitet Herunterladen der Datei ein3. Platz: Essay Moritz Rudolph

Die Preisträger mit den beiden Schirmherren<br/ >und den Vorsitzenden.