„Ackermann-Gemeinde ein wichtiger Träger des Versöhnungsgedankens“

Kultur aus der Oberlausitz und der dort lebenden Sorben sowie mehrere Grußworte standen im Mittelpunkt des Eröffnungsabends, der unter dem Motto „Willkommen in Budyšin  - Vitejte v Bautzenu“ stand. Moderiert wurde die Veranstaltung von der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Ackermann-Gemeinde Dr. Gerburg Thunig-Nittner (Berlin) und Sebastian Kraft (München).

Neben den Grußwortrednern konnten Thunig-Nittner und Kraft viele Kleriker und Laien sowie die Bundessprecherin der Jungen Aktion der Ackermann-Gemeinde Anežka Rázková willkommen heißen.

Die einzelnen Begriffe des Bundestreffen-Themas erläuterte in seiner Begrüßung der Bundesvorsitzende der Ackermann-Gemeinde MdEP Martin Kastler. Er sprach von der „Idee Europa“, von unterschiedlichen Erfahrungen in den einzelnen Ländern. Herausforderungen müssten, so der Europaabgeordnete, gemeinsam bewältigt werden. „Es geht nicht immer nur ums Geld, Europa ist mehr“, stellte Kastler fest und rückte den christlichen Aspekt nach vorne. „Christ sein in Europa bedeutet, als Christ aktiv sein, bei der Mitgestaltung von Europa mitzuwirken. Christ sein heißt damit auch, politisch sein“, konkretisierte der Bundesvorsitzende der Ackermann-Gemeinde und vertrat die Meinung, dass das vielfach zitierte gemeinsame Haus Europa, d.h. die Europäische Union, einer grundlegenden Renovierung bzw. Sanierung unterzogen werden müsse. Dabei seien nicht nur wirtschaftliche Aspekte, sondern besonders auch Aspekte wie Menschenrechte, Freiheit, Demokratie, Chancengleichheit von Männern und Frauen zu berücksichtigen.

Über die Teilnahme zahlreicher Mitglieder der Sdružení Ackermann-Gemeinde an diesem Treffen freute sich der Vorsitzende dieser Vereinigung und Minister a.D. Ing. Jaromír Talíř. Und angesichts des Tagungsortes meinte er, dies sei „ein Symbol der deutsch-slawischen Verbindung“. Für wichtig hielt Talíř, gemeinsam zu diskutieren, Brücken zwischen Tschechen und Deutschen zu bauen und immer an die Werte zu erinnern, die zum Zusammenhalt der Völker beitragen. „Der christliche Universalismus ist es, der uns verbindet. Daraus gilt es, gemeinsam Europa zu gestalten“, so der Vorsitzende der Sdružení Ackermann-Gemeinde.

In drei Thesen, die er kurz erläuterte, charakterisierte Bürgermeister Michael Böhmer die gastgebende Stadt. Er ging auf die lange historischen Tradition seit 1002 ein, zu der neben den Sorben auch die Gefängnisse aus der DDR-Zeit gehören, die heute zu Gedenkstätten umfunktioniert wurden. Böhmer nannte die seit der Wende 1989/90 positive Entwicklung seiner Stadt, weshalb Bautzen auch keine Angst vor der Zukunft haben müsse.

Auf die in der griechisch-römischen Antike sowie auf dem Judentum und dem Humanismus basierenden Wurzeln Europas ging in seinem Grußwort Dompfarrer Veit Scapan von der Bautzener Dompfarrei St. Petri ein. „Das Christentum hat diese großen geistigen Strömungen zu einer neuen Gestalt zusammengefügt, es hat kein Monopol auf Werte, die zum Teil aus vorchristlicher Zeit stammen“, erläuterte der Geistliche mit Blick auf eine Akzeptanz der Werte durch Nichtchristen. Das spezifisch Christliche ist für ihn die Bindung an Gott, die Verbindung mit den „göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe“ sowie die Taten früherer Heiliger bzw. Patrone Europas. Als Vision sah er ein „Europa freier Völker, Frieden und gegenseitigen Respekt der Volksgruppen und Völker.“

Über die zahlreichen Teilnehmer unterschiedlicher Volksgruppen und Nationaliäten freute sich in seinem Grußwort der Botschafter des Tschechischen Republik in Deutschland Dr. Rudolf Jindrák. Er deutete auch die Schicksale nationaler Minderheiten an und die Ereignisse, welche die Deutschen in der Tschechoslowakei am Ende und nach dem Zweiten Weltkrieg trafen – der tschechischen Bevölkerung seien diese Ereignisse als Unrecht bewusst. Durch Gesten und symbolische Taten in den zurückliegenden Jahren sowie durch zukunftsgerichtete Aktionen und Maßnahmen leiste auch der tschechische Staat heute einen Beitrag zum gegenseitigen Verstehen und Aufarbeiten der damaligen Vorkommnisse. „Die Ackermann-Gemeinde ist ein wichtiger Träger des Versöhnungsgedankens und steht für ein friedliches Miteinander. Gerne habe ich immer wieder mit den Leuten der Ackermann-Gemeinde zusammengearbeitet und danke für die besondere und verdienstvolle Arbeit“, fasste der Botschafter zusammen. Und als Lehre aus der Geschichte nannte er das demokratische Zusammenleben vieler Sprachen und Nationen als eine echte Bereicherung.

Über die Geschichte und Kultur der Sorben informierte Tomasz Nawka, der Direktor des in Bautzen angesiedelten Sorbischen Museums. Die sorbische Volkstanzgruppe Schmerlitz gab Kostproben ihres Repertoires und Mitglieder des deutsch-sorbischen Volkstheaters trugen „Die Bautzen-Ballade“ vor.

M. Bauer

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Grußwort Dr.Rudolf Jindrák, Botschafter der Tschechischen Republik (Berlin)