Zum Tod von Walter Klötzl (1934-2021)

Mit Walter Klötzl ist ein Mensch von uns gegangen, der über Jahrzehnte die Kultur- und Bildungsarbeit der Ackermann-Gemeinde geprägt hat. Im Alter von 87 Jahre verstarb der langjährige Kulturreferent der Ackermann-Gemeinde am 4. November in einem Münchener Krankenhaus. Dankbar blickt der Bundesvorsitzende der Ackermann-Gemeinde, Martin Kastler, auf die vielen Initiativen und Impulse, die Klötzl gerade auch nach dem Fall des Eisernen Vorhangs gegeben habe. „Durch die Kultur hat Walter Klötzl Brücken zu unseren tschechischen Nachbarn gebaut, über die wir und andere weiter gehen und die deutsch-tschechischen Beziehungen pflegen können,“ würdigt Kastler das Wirken des Verstorbenen.

Walter Klötzl wurde am 1. Februar 1934 in Langlammitz im Kreis Luditz/Žlutice im Egerland, in der Nachbarschaft des Wallfahrsortes Maria Stock/Skoky, in eine bäuerliche Familie geboren. Den Zweiten Weltkrieg, sein Ende und die Vertreibung hat er noch bewusst erlebt und erlitten. Mit seiner Familie kam er zunächst nach Hessen, wo er nach einer eineinhalbjährigen Pause die Schulausbildung beenden konnte. Es folgte die Ausbildung zum Feinmechaniker. Die schwierigen Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt zwangen ihn zu mehrfachen Wechseln des Arbeitsplatzes mit sehr unterschiedlichen Produktionen. Zeitlebens konnte er sich auf sein autodidaktisches Talent verlassen und so über Jahrzehnte eine beachtliche berufliche Laufbahn in der Ackermann-Gemeinde zurücklegen.

Im Jahr 1962 wagte Klötzl einen großen Schritt und trat hauptamtlich in den Dienst der Ackermann-Gemeinde. Zunächst leitete er in Nürnberg als Diözesangeschäftsführer die Geschicke der Ackermann-Gemeinde in den Diözesen Bamberg und Eichstätt. Ab dieser Zeit war er auch als Referent der Erwachsenenbildung für ostpolitische und ostkirchliche Fragen unterwegs und behandelte auch Bildungs- und Erziehungsthemen in der offenen und verbandlichen Jugendarbeit. 1969 holte ihn der damalige Generalsekretär der Ackermann-Gemeinde Adolf Kunzmann in die Hauptstelle nach München. Dort nahm er sich der Geschäftsführung des sogenannten Exilbüros an, das später zum Internationalen katholischen Jugendwerk für Ost- und Mitteleuropa wurde. Gerade nach dem Scheitern des Prager Frühlings gewann diese Aufgabe an Bedeutung, da immer mehr Exulanten in die Bundesrepublik kamen. Es erwuchs ein enges Zusammenwirken mit Abt Anastáz Opasek, Erzabt von Břevnov und nach Jahren kommunistischer Gefangenschaft im westdeutschen Exil, und dem Verein Opus Bonum der tschechischen katholischen Exulanten.

Im Jahr 1988 übernahm Klötzl in der Geschäftsstelle der Ackermann-Gemeinde die Verantwortung für den Kultur- und Bildungsbereich. Als Geschäftsführer des in den 1970er Jahren von Professor Ernst Nittner gegründeten Institutum Bohemicum setzte er wichtige Impulse, insbesondere in der Zeit nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Untrennbar verbunden mit seinen Namen sind in dieser Zeit die Kulturkongresse in Naumburg, Magdeburg und Karlsbad/Karlovy Vary sowie die Kulturwochen „Rohrer Sommer“ und die Kultur- und Begegnungstage im Pfarrer-Hacker-Haus im Fichtelgebirge. Diese Aufgabe füllte er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1999 aus. Da die damalige Bundesregierung die Position eines eigenen Kulturreferenten für die Ackermann-Gemeinde im Zuge großer Einschnitte im Vertriebenenbereich strich und Klötzls Stelle nicht mehr neu besetzt werden konnte, konnte das bis dahin umfangreiche Programm nicht mehr aufrechterhalten werden. Durch sein Pflichtgefühl und seine tiefe Verbundenheit mit dem kulturellen Arbeitsfeld engagierte sich Klötzl als Rentner ehrenamtlich weiter. So fanden an vielen Orten Bayerns Lesereisen und literarische Café mit tschechische und deutschen Autorinnen und Autoren statt. Er pflegte weiter enge Kontakte mit dem Adalbert-Stifter-Verein und dem neu entstandenen Tschechischen Zentrum sowie zu Kultur- und Bildungseinrichtungen im Grenzgebiet zu Tschechien und in der Tschechischen Republik. Bis vor wenigen Jahren liefen so bei ihm weiter viele Fäden zusammen. Als Ratgeber und mit seinem Netzwerk konnte er die Kulturarbeit der Ackermann-Gemeinde, die sich mit Unterstützung des Bayerischen Sozialministeriums neu aufstellen konnte, weiter bereichern.

„Walter Klötzl hat stets mit starken Überzeugungen gedacht und gehandelt, die sich aus seinem gelebten Glauben speisten“, erinnert sich Kastler. „Über Jahrzehnte hat er zum Wohl vieler Menschen gewirkt, für die Ackermann-Gemeinde, die sudetendeutschen Landsleute und für die Menschen aus den östlichen Nachbarländern“, fasst der Bundesvorsitzende das Wirken von Walter Klötzl voll Dankbarkeit zusammen.

 

Die Ackermann-Gemeinde wird Walter Klötzl in liebevoller und dankbarer Erinnerung behalten und seiner im Gebet gedenken.

Die Beisetzung findet am Montag, den 15. November 2021, um 12.45 Uhr auf dem Waldfriedhof München (Alter Teil; Fürstenrieder Str. 288, 81377 München) statt.

 

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