Weihbischof Hauke in seiner fremden Vaterstadt

Vertriebenenbischof Dr. Reinhard Hauke, dessen Eltern aus Schlesien stammen, besuchte auf einer Urlaubs- und Bildungsreise durch die Tschechische Republik und Polen auch die Heimatorte seiner Eltern.

„Der 16. Juli war für mich ein bewegender Tag. Ich fuhr durch Liebau, der Geburtsstadt meiner Mutter, nach Kattowitz, der Geburtsstadt meines Vaters. Dazwischen liegen etwa 300 Kilometer,“ erinnert sich der Erfurter Weihbischof. Liebau (heute Lubawka) ist eine Kleinstadt in Niederschlesien mit einigen Gehöften, zu denen auch das Haus gehört, in dem die Mutter von Reinhard Hauke geboren wurde. Kattowitz (polnisch: Katowice) ist heute eine Stadt von etwa 300 000 Einwohnern und ist das Zentrum Oberschlesiens. Hier ist die Industrie zu Hause. Seit 1925 ist Kattowitz eine Diözese und seit 1992 Erzdiözese. Der Bau der dortigen Kathedrale begann Bischof Arkadiusz Lisiecki im Jahr 1927 mit dem symbolischen Spatenstich. Nach einer Bauunterbrechung aufgrund des Krieges wurde die Kathedrale am 30.10.1955 durch Bischof Dr. Zdzislaw Golínski von Tschenstochau konsekriert. Die Inneneinrichtung erfolgte in den späteren Jahren vor allem durch den Künstler Zygmunt Brachmanski.

Hauke erinnert sich an seinen Besuch in Kattowitz: „Eine kurze Nachfrage im Pfarrhaus der Kathedrale ermöglichte mir die Konzelebration am Abend in der Kathedrale. Eine Einladung in das Pfarrhaus nach der heiligen Messe gestattete den Austausch in Deutsch und Englisch mit drei Priestern der Kathedrale über die kirchliche Situation in Polen und in Deutschland. Über Frau Erika Steinbach wollte man etwas wissen, aber auch über meine Arbeit als Vertriebenenbischof. Am Folgetag konnte ich in deutscher Sprache eine heilige Messe in der Kathedrale feiern und drei fromme Frauen, die in der Kirche beteten, kamen dazu. Soweit es möglich war, konnten wir durch lateinische Dialoge in Kontakt kommen.“ Es folgte ein Spaziergang durch die Stadt. Dabei erfuhr der Vertriebenenbischof, dass Kattowitz 2016 in Polen als Kandidat für die Kulturhauptstadt Europas antritt. Hauke begrüßt dieses Vorhaben: „Ich finde es gut, dass sich damit Kattowitz rührt und in Europa zu Wort meldet.“

Denkt Hauke an den Besuch in der Geburtsstadt seines Vaters zurück, beschreibt er ein Gefühl zwischen Nähe und Fremde: „Kattowitz bleibt für mich voller Spannung: meine Vaterstadt, in der ich freundliche Priester und Gläubige fand, und doch so fremd in der Sprache und Lebensgewohnheit ist. Ein weißer Fleck auf meiner persönlichen Landkarte ist mit meinem Besuch verschwunden. Es war höchste Zeit!“

 

Angeregt durch Erlebnisse während seiner Reise in Breslau/Wroclaw und im oberschlesischen Wallfahrtsort Annaberg verfasste Weihbischof Hauke den Text „Jesus als Seelsorger“. Er stellt dabei die drängende Frage, wie wir heute das Glaubensgut weitergeben können. Eine Antwort darauf sind für den Erfurter Weihbischof Entscheidungen, die aus dem Glauben heraus gefällt werden und so zum Teil auf Unverständnis stoßen. Hauke zeigt in diesem Zusammenhang seine Bewunderung für die Vergebungsbitte der polnischen Bischöfe aus dem Jahre 1965. An dem Denkmal von Kardinal Bolesław Kominek in Breslau, desVerfassers des Briefes an die deutschen Bischöfe, steht in deutscher und polnischer Sprache der zentrale Satz: „Wie vergeben und bitten um Vergebung!“ Hauke wünscht sich von uns allen „Glaubenszeugnisse, die über Verletzungen hinwegsehen, ohne sie leugnen und übersehen zu wollen.“

Den gesamten Text „Jesus als Seelsorger“ stellen wir Ihnen hier zum Download zur Verfügung:

Die Industriemetropole Kattowitz/Katowice heute.