Völkververbindendes Orgeln

Ein nicht alltägliches Orgelkonzert gab es am Abend des 9. Oktober in der Nürnberger Pfarrkirche St. Anton zu hören. Sozusagen eine deutsch-tschechische Begegnung auf den Orgeltasten und -manualen ermöglichten MdEP Martin Kastler, der Bundesvorsitzende der Ackermann-Gemeinde, und die Kirchenmusikerin und Organistin Iva Slancová.

Das verbindende Element der beiden Musiker, nämlich den Bezug zu Böhmen bzw. Tschechen, hob Pfarrer Andreas Müller in seiner Begrüßung vor. Stellvertretend für den Schirmherrn der Konzertreihe, den Bezirkstagspräsidenten von Mittelfranken Richard Bartsch, verwies Bezirksrat Daniel Forster auf die Förderung dieser Veranstaltungen durch den Bezirk und auf das abwechslungsreiche Programm sowohl der Reihe als auch des aktuellen Konzertes.

„Es ist nicht alle Tage, dass ein Europaabgeordneter Orgel spielt“, erläuterte Kastler den Konzertbesuchern und bekannte, dass das Spielen dieses Instruments seit vielen Jahren zu seinen Hobbys gehört. Er ließ sich – im Gegensatz zu der Profimusikerin – jedoch nicht auf die Finger schauen und erklomm die Empore, um dort auf der viermanualigen Orgel drei Stücke zum Besten zu geben. Mit dem Präludium in G-Dur von Johann Christian Heinrich Rinck (* 1770 in Ilmenau, + 1846 in Darmstadt) hatte der in Schwabach beheimatete Bundesvorsitzende zunächst einen Komponisten der Romantik ausgewählt. Drei Teile aus einer Orgelsonate von Josef Gabriel Rheinberger (* 1839 in Vaduz, + 1901 in München) trug Kastler dann ebenso bravourös vor wie das „Allegro maestoso in C-Dur“ des Slowaken Mikuláš Moyzes (1872 – 1944).

Orgelwerke aus Barock, Klassik und Romantik hatte die aus Budweis stammende Iva Slancová im Programm. Am Prager Konservatorium studierte sie zunächst Kirchenmusik und Orgel, wo sie letzte Schülerin des berühmten tschechischen Organisten Jiří Ropek war. Als Domorganistin und Orgellehrerin wirkte sie dann in Budweis. 1994 wurde Slancová an die Musikhochschule Würzburg in die Orgelklasse von Professor Günther Kaunzinger aufgenommen, 1999 erhielt sie das Diplom für künstlerisches Orgelspiel und 2002 das Meisterklassediplom. Im Jahr 1999 war sie dann Stipendiation der Meisterkurse bei Jean Guillou in Zürich und nahm danach auch erfolgreich an den Meisterkursen bei Marie-Claire Alain und Peter Planyavsky teil. Parallel zu diesen Studien wurde sie Stipendiatin des Fördervereins „Live Music Now“ der Lord Yehudi Menuhin Stiftung. Seit 2001 ist sie Initiatorin und künstlerische Leiterin der internationalen Orgelkonzertreihe im Dom zu Budweis. Darüber hinaus war sie 2002 Finalistin beim Internationalen Orgelwettbewerb in Rimini. Zurzeit wirkt Iva Slanková als Organistin der Würzburger St. Alfons Kirche, viele Konzertauftritte bestritt sie in Dänemark, Schweden, Deutschland, Polen, Frankreich und in Tschechien. Angesichts ihres Einsatzes für die deutsch-tschechische Verständigung wurde sie 2004 in den Führungskreis der Würzburger Ackermann-Gemeinde berufen, 2005 in den dortigen Diözesanvorstand und 2008 in den Bundesvorstand.

Auf der dreimanualigen Orgel im Kirchenschiff spielte sie von Jan Zach (* 1699 in Czelakowitz, + 1773 in Ellwangen) zwei Werke, aus dem „Concerto in C-Dur“ von Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) vier Sätze sowie die „Fantasia in F-Moll für eine Orgelwalze“ von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791). Und als Zugabe hatte sie – nach einem lange anhaltenden Beifall der Konzertbesucher – noch die Toccata aus der „Suite Gotique“ von Léon Boellmann parat.

Markus Bauer

Martin Kastler MdEP an der Orgel