Versöhnungsmedaille der Ackermann-Gemeinde an Kardinal Vlk

Die Ackermann-Gemeinde hat in Prag ihre Versöhnungsmedaille an Kardinal Miloslav Vlk verliehen. Damit werde sein Einsatz um die Verständigung zwischen Deutschen und Tschechen gewürdigt, hieß es in der Laudatio. Die Auszeichnung wurde am Rande des Festakts zum zehnjährigen Jubiläum des tschechischen Zweigs der Ackermann-Gemeinde zum ersten Mal in Fortsetzung des Hans-Schütz-Preises verliehen.

In seiner Rede setzte sich Kardinal Vlk für eine rasche Aussöhnung zwischen Deutschen und Tschechen ein. „Am meisten Unglück haben im vergangenen Jahrhundert die Lüge und der Hass in die Welt gebracht – ob von Seiten des Kommunismus oder des Nazismus“, sagte er. „Der Hass ist ein Teufelskreis, der sich nur mit der Versöhnung durchbrechen lässt. Es gibt keinen anderen Weg.“

In seiner Laudatio zeichnete Msgr. Anton Otte, Geistlicher Beirat der Ackermann-Gemeinde, eine „real-utopische Vision“ der deutsch-tschechischen Beziehungen: „Die Sudetendeutschen vergeben den Tschechen expressis verbis die Vertreibung und alles, was damit zusammenhängt. Und die Tschechen vergeben expressis verbis den Sudetendeutschen die Mitschuld an München und alles, was damit zusammenhängt.“ Es sei allerdings schwer, Schuld zu bekennen und noch schwerer zu vergeben. Eine so radikale Versöhnung sei deshalb für alle Beteiligten nicht einfach, und für viele sei die Last des selbst erlittenen Leids sehr schwer. Gottes Hilfe sei deshalb auf dem Weg zur Versöhnung dringend nötig – ebenso wie die Begleitung durch Menschen wie Kardinal Miloslav Vlk.

Der Geehrte strich in seiner Ansprache die Bedeutung der tschechischen und der deutschen Ackermann-Gemeinde für die Annäherung beider Länder heraus. „Obwohl die Erfahrungen der Ackermann-Gemeinde verschwindend klein wirken könnten im Vergleich zur lastenden Erfahrung der großen Ideologien“, so der Kardinal, „wiegt ihre Arbeit auf der Waage Gottes wesentlich schwerer.“ Das gelte umso stärker, weil die Arbeit des Verbandes von der christlichen Erfahrung des Dialogs geprägt werde. Dadurch werde sie zu einem wichtigen gesellschaftlichen Orientierungspunkt, an dem sich das Handeln ausrichten lasse.

Gleichzeitig betonte Kardinal Miloslav Vlk seine persönliche Verbundenheit zur Ackermann-Gemeinde. Deren Mitglieder schmuggelten in der sozialistischen Zeit theologische Fachliteratur in die damalige Tschechoslowakei und unterstützten damit die unterdrückten Priester und Theologen. Seine persönliche Bibliothek bestehe deshalb auch heute noch vor allem aus Büchern in deutscher Sprache, so Miloslav Vlk.

In der Urkunde, die ihm Dorothea Schroth als stellvertretende Bundesvorsitzende der Ackermann-Gemeinde überreichte, heißt es: „Als Ausdruck ihres Strebens nach Versöhnung und dauerhaftem Frieden zwischen den Völkern Europas und in Erinnerung an ihren Gründer und ersten Vorsitzenden Hans Schütz, den sudetendeutschen christlichen Sozialpolitiker und Gewerkschafter, Abgeordneten des Prager Parlaments, des deutschen Bundestages und des Europarates, Staatssekretär und Staatsminister in Bayern, verleiht die Ackermann-Gemeinde an Seine Eminenz Miloslav Kardinal Vlk, der sich auf beispielhafte Weise eingesetzt hat für die Bewältigung und Heilung von Unrecht und Leid in der Vergangenheit, für den Aufbau und die Ausgestaltung einer guten Nachbarschaft besonders zwischen Deutschen, Tschechen und Slowaken, und für eine Zusammenarbeit aller versöhnungsbereiten und friedensstiftenden Kräfte aus diesen Völkern im Sinne einer Erneuerung und Weiterentwicklung Europas, die Versöhnungsmedaille der Ackermann-Gemeinde im Gedenken an Hans Schütz.“