Rohrer Sommer gibt Konzert beim jüngsten Kulturzoom der Ackermann-Gemeinde

Eigentlich – so beginnen in Corona-Zeiten oft Berichte und Erzählungen. Doch für diesen Beitrag gilt dies nur bedingt. Ja, sonst findet in der ersten Augustwoche der „Rohrer Sommer“ statt, die deutsch-tschechischen Kultur- und Begegnungstage. Natürlich fiel die Veranstaltung als solche auch Covid 19 zum Opfer. Aber! Einen kleinen „Rohrer Sommer“ mit klassischer Musik des Streichensembles und von Gesangssolisten gab es beim Kulturzoom der Ackermann-Gemeinde. Und darüber hinaus noch ein paar Überraschungen …

An 55 Bildschirmen hatten sich kulturinteressierte Mitglieder der Ackermann-Gemeinde versammelt. Bereits beim zweiten Kulturzoom Ende April hatte Familie Kocher live musiziert. Auch diesmal standen die Familien Kocher und Ullmann im Fokus. Moderatorin Sandra Uhlich stellte zunächst Stephanie und Kai Kocher vor, die sonst musikalisch und organisatorisch an vorderster Front des Rohrer Sommers stehen – heuer wäre es die 30. Auflage gewesen. „Der Rohrer Sommer ist einer der Hauptacts im Veranstaltungskalender der Ackermann-Gemeinde“, stellte Uhlich fest. Stephanie Kocher beschrieb die einwöchige Veranstaltung näher: nahezu alle kulturellen, musikalischen und künstlerischen Elemente kommen zum Tragen – Chorgesang, Orchestermusik, (Volks-)Tanz, Volksmusik, Literatur, Theater, aber auch religiöse Elemente, Meditation – und natürlich Angebote für Kinder und Jugendliche, da alle Generationen – insbesondere Familien – aus Tschechien und Deutschland willkommen sind. Bei der Chor- und Orchestermusik, die einstudiert und bei einem Konzert öffentlich präsentiert wird, stehen Komponisten aus dem böhmisch-mährischen Raum im Mittelpunkt.

Diese Fülle war im Rahmen des Kulturzooms natürlich nicht möglich, aber immerhin einige Gesangs- und Orchesterwerke, die am Tag zuvor im Prager Saal der Benediktinerabtei aufgezeichnet wurden. Das heißt, die ausführenden Sänger und Musiker fuhren eigens zu diesem Zweck nach Rohr. Aber nicht alleine deswegen, wie sich herausstellen sollte.

Nach den einleitenden Worten war es Zeit für das erste Stück. Im Beethoven-Gedenkjahr (250. Geburtstag) durfte Ludwig van Beethoven nicht fehlen – zunächst der erste Satz des „Trio in B-Dur op. 11“, auch als „Gassenhauertrio“ bekannt. Simon Ullmann (Cello), Stephanie Kocher (Viola) und Irina Ullmann (Flügel) trugen gekonnt wie immer dieses gut zehnminütige Stück vor. Eine kurze, nur etwa eine Minute dauernde Polka, komponiert von Bedřich Smetana, sang solistisch, begleitet vom Streichensemble, Dr. Hildegunt Kirschner (Sopran). Die Sängerin wirkte auch deshalb am Programm mit, weil ihr von Christoph Lippert (Mitglied des AG-Bundesvorstands) und Matthias Dörr (AG-Bundesgeschäftsführer) die Goldene Ehrennadel des Verbandes für ihre langjährige und vielfältige Mitarbeit in der Ackermann-Gemeinde, vor allem im Kulturbereich und in der Ortsgruppe Erlangen, verliehen wurde. Mit dem Ständchen „Oh hätt ich Jubals Harf“ aus Georg Friedrich Händels Oratorium „Joshua“ gratulierte Anna Kocher (Sopran) ihrer Kollegin gesanglich – und für die Zoom-Teilnehmer hör- und sehbar. Den Abschluss der Beiträge aus dem Prager Saal bildete der dritte Satz aus Beethovens „Trio in B-Dur op. 11“.

Das Konzert in der Rohrer Asamkirche ist sonst der Abschluss und einer der Höhepunkte des Rohrer Sommers. Auch hier ließen die Musiker ihre Instrumente – diesmal spezielle Barockinstrumente (mit Ausnahme des elektronischen Cembalos) zu Georg Philipp Telemans „Triosonate in C-Moll“ (Adagio, Vivace, Allegro) erklingen. Prior Frater Franz Neuhausen OSB sprach in seinem Grußwort die langjährige Verbundenheit des Konvents mit der Ackermann-Gemeinde an und ging kurz auf die Geschichte der Benediktiner in Rohr ein, die im Zusammenhang mit der Vertreibung aus ihrem angestammten Kloster in Braunau in Ostböhmen im Jahr 1946 steht. Ebenso erwähnte der Prior die seit August 1946 bestehenden Wallfahrten verschiedener Gruppen und Gemeinschaften, besonders für die Ackermann-Gemeinde sei Rohr zu einer wichtigen Stätte für Begegnung, Glaube und Kultur geworden. Regelmäßige Veranstaltungen hier belegen dies bis heute. Eine weitere Überraschung war die Verleihung der Goldenen Ehrennadel der Ackermann-Gemeinde auch an die langjährige Diözesanvorsitzende der Ackermann-Gemeinde im Bistum Passau Ilse Estermaier, die Stephanie Kocher (AG-Bundesvorstand) und Matthias Dörr (AG-Bundesgeschäftsführer) vornahmen.

Die Geehrte war auch Teilnehmerin beim Kulturzoom und beantwortete Sandra Uhlichs Frage, welches Rezept dahinter stehe, die ganze Familie für die Ackermann-Gemeinde zu gewinnen, mit dem simplen Satz: „Einfach mitnehmen!“ Natürlich würden, so Estermaier, auch Hobbys wie Musizieren oder Schattentheater die Teilnahme an Veranstaltungen begünstigen. Für einen besonders festlichen Glückwunsch sorgte schließlich Johanna Böhm, Enkelin von Ilse Estermaier, die mit der Barockoboe beim Teleman-Werk mitspielte.

Zum Abschluss dieses außergewöhnlichen Kulturzooms dankte Uhlich den Musikern mit Stephanie Kocher an der Spitze. „Wir haben das sehr gerne gemacht und es hat uns viel Freude bereitet. Es war uns ein besonderes Vergnügen, für die beiden neuen Ehrennadel-Trägerinnen zu musizieren“, gab Kocher den Dank zurück.

Markus Bauer

Anna Kocher sang „Oh hätt ich Jubals Harf“.
Ein Teil der Kulturzoom-Teilnehmer.
Prior Frater Franz Neuhausen OSB bei seinem Grußwort in der Rohrer Abteikirche.
Stephanie Kocher bei ihren Ausführungen.
Zu Ehren ihre Oma Ilse Estermaier spielte Johanna Böhm beim Telemann-Werk mit.
Moderatorin Sandra Uhlich bei der Begrüßung.
Dr. Hildegunt Kirschner beim Gesangsvortrag der kurzen Polka.