Reiche Frucht auf dem Acker der Versöhnung - Dankgottesdienst für 25 Jahre Wende in Regensburg

Als Dankgottesdienst mit Blick auf 25 Jahre Wende in Mittel- und Osteuropa war der Gottesdienst beim 99. Deutschen Katholikentag in der Kirche St. Anton ausgerichtet, zu dem die Ackermann-Gemeinde mit der AKVO eingeladen hatte. Hauptzelebrant war der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge, der Erfurter Weihbischof Dr. Reinhard Hauke. Als Konzelebranten wirkten neben Bischof Dr. Jan Voká von Königgrätz/Hradec Králové (Tschechien), dem Freiburger Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch und Bischof Martin Roos von Temeswar/Timisoara (Rumänien) zahlreiche Priester aus ganz verschiedenen Regionen Deutschlands und Tschechiens, unter ihnen Msgr. Prof. Dr. Tomáš Halík, Propst Msgr. Anton Otte und Visitator em. Msgr. Karl Wuchterl.

Als Thema stand über der Eucharistiefeier der Spruch des Heiligen Johannes Paul II. „Christus: Quelle der Hoffnung für Europa“. Dies nahm auch Pfarrer Peter Zillich, der in der Diözese Regensburg wirkende Vertriebenenseelsorger, in seiner Begrüßung auf. „Nur das bringt Frucht, was auf dem Acker der Versöhnung wächst. Dass wir heute so viele Völker und so viele Nationen darstellen, das ist auch ein Zeichen, dass wir eins sind in Jesus Christus, dass unsere Zukunft auch auf diesem versöhnten Acker weiter wächst“, so Pfarrer Zillich.

Auf die Geschichte des frühen Christentums in Böhmen, die Taufe von 14 böhmischen Fürsten in der Regensburger Kathedrale im Jahr 845, verwies Bischof Vokál in seinem Grußwort. Auch verwies er auf „die Brücken der Freundschaft, gegenseitigen Brüderlichkeit“, die zunehmend auf- und ausgebaut werden. Das Katholikentagsmotto war für den Königgrätzer Oberhirten „ein gutes, hoffnungsvolles und evangelisches Programm für das geistig ausgedörrte Europa und für unsere unruhige postmoderne Welt, die tastend nach ihrem eigenen Gesicht sucht und sich nach dem Sinn seiner Existenz fragt“. Der Bischof verwies außerdem auf die traditionellen und bewährten christlichen Werte.

An die Ereignisse und Slogans im Herbst 1989 in Erfurt erinnerte Weihbischof Hauke in seiner Predigt. „Bis heute glaube ich daran, dass es ein Wunder war, dass dies alles friedlich und ohne Blutvergießen ablief“, blickte er zurück. Auch machte er deutlich, dass sich die Jugendlichen von heute diese Grenzen und Mauern nicht mehr vorstellen können. Fast nur die Kirchen und Pfarreien hätten einen Platz für Phantasie und Kreativität geboten. Auch kritisierte er die bei der Europawahl angetretenen Parteien, „die eher eine Separierung wollen“ und deren Wähler. „Gott liebt den Sünder, aber er verabscheut die Sünde“, stellte der Weihbischof fest und schloss daraus, dass immer eine Chance zum Brückenbauen bestehe. Er nannte die Konflikte zwischen der Ukraine und Russland sowie zwischen Israel und Palästina. „Als Christen müssen wir immer einen Ausweg suchen, es gibt keine hoffnungslose Situation, manchmal hilft nur die Chance des Gebets“, verwies er auf diese religiöse Herangehensweise und nannte in diesem Zusammenhang auch den Segen, der auf die Macht Gottes verweist. Und am Beispiel des Gleichnisses vom verlorenen Sohn kam Weihbischof Hauke auf die Versöhnung, wobei jede Eucharistie eine Versöhnungsfeier darstellt. Außerdem bezeugen viele Heilige Europas die Nähe Gottes bei schweren Schicksalen – durchaus also Vorbilder beim Ertragen ähnlicher Schicksale. „Wo Menschen in Frieden miteinander Brücken bauen, da wird eines Tages die Welt vollendet“, schloss Weihbischof Hauke seine Ansprache.

Die musikalische Umrahmung des Gottesdienstes oblag zum einen dem Augsburger Chor „Heimatmelodie“ unter der Leitung von Alena Heiser, zum anderen der Gruppe Zebedeus aus Klattau/Klatovy unter der Leitung von Pavel Koura. An der Orgel spielte Anna Hosmann aus Augsburg. Außerdem waren mehrere Elemente des Gottesdienstes zweisprachig – deutsch und tschechisch.

Markus Bauer

Feierlicher Dankgottesdienst in Regensburg