Olbert für europäisches und kirchliches Engagement geehrt

Gleich zwei Auszeichnung, eine bayerische und eine tschechische, erhielt Franz Olbert in den vergangenen Tagen. Die bayerische Europaministerin Emilia Müller würdigte Olbert für sein europäisches Engagement mit der Europamedaille der Bayerischen Staatsregierung. Wenige Tage später konnte der ehemalige Generalsekretär der Ackermann-Gemeinde im Prager Veitsdom die „Goldene Sankt-Adalbert-Medaille“ aus den Händen von Erzbischof Dominik Duka entgegennehmen. Diese doppelte Ehrung zeige, so Martin Kastler MdEP, Bundesvorsitzender der Ackermann-Gemeinde, welch hohes Ansehen Franz Olbert in Deutschland wie in Tschechien gleichermaßen genießt. „Diese Auszeichnungen aus Bayern und Tschechien bekräftigen uns, den von Olbert eingeschlagenen Weg der deutsch-tschechischen Zusammenarbeit ohne Vorbedingungen und den offenen Dialog ohne Tabus konsequent weiterzugehen“, so Kastler.

Der langjährige Generalsekretär der Ackermann-Gemeinde stehe „für Information und Dialog, für Empathie und differenzierte Auseinandersetzung mit einer schwierigen Vergangenheit, für Annäherung und Völkerverständigung mit unseren östlichen Nachbarn“, so die bayerische Europaministerin Emilia Müller bei der Verleihung der Europamedaille in der Staatskanzlei. Olbert habe maßgeblich dazu beigetragen, das belastende historische Erbe der tschechisch-deutschen Beziehungen zu überwinden. Die Europaministerin lobte den von Olbert stets eingeschlagenen Weg des Dialogs: „Ihre Überzeugung, dass das Leid, das sich Deutsche und Tschechen zugefügt haben, überwunden werden muss, und nur der Weg des Dialogs und der Begegnung zum Ziel führen kann, hat Sie stets zu höchstem Engagement angespornt. Ihnen genügt es nicht, dass Tschechen und Deutsche als Nachbarn in der Mitte Europas friedlich nebeneinander leben, Sie werben für ein aktives Miteinander, eine gemeinsame Gestaltung der Europäischen Union“, so Müller. Als Oberpfälzerin sei ihr die bayerisch-tschechische Nachbarschaft ebenso ein Herzensanliegen, bekräftigte sie. In diesem Zusammenhang erinnerte sie an ihre Mitwirkung beim Brünner Symposium der Ackermann-Gemeinde im Jahr 2009.

Die Europamedaille der Bayerischen Staatsregierung wurde 1990 erstmals verliehen und würdigt die Förderung des Europagedankens in Bayern und Verdienste um Bayern in Europa. Mittlerweile gibt es bereits 222 Inhaber dieser Auszeichnung. Neben Olbert wurde am 11. November in der Staatskanzlei auch dem Polen-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, Thomas Urban, die Europamedaille verliehen.

Der Prager Erzbischof Dominik Duka verwies bei der Verleihung der Goldenen Sankt-Adalbert-Medaille in Prag darauf, dass Olbert in der Tschechoslowakei geboren wurde, die er 1946 als Deutscher verlassen musste: „Diese Lebenserfahrung führte ihn dazu, dass er sich für die Versöhnung zwischen dem tschechischen und deutschen Volk einsetzte.“ Die tschechische und slowakische Kirche habe Olbert unzählige Hilfen zu verdanken. Weiter wolle er auch dessen Verdienste um den Aufbau gut nachbarschaftlicher Beziehungen durch die hohe kirchliche Auszeichnung würdigen, so der Erzbischof. Überreicht wurde die Medaille im Rahmen eines Gottesdienstes im Veitsdom zum Festtag der Heiligen Agens von Böhmen am 13. November. Neben Olbert wurde auch der Prager Theologe und Soziologieprofessor Dr. Tomáš Halík mit der goldenen Medaille ausgezeichnet. Duka ehrte damit dessen außerordentliche Aktivitäten zur Vermittlung des Bildes der Kirche und des Evangeliums in die Gesellschaft. Halík ist zugleich Präsident der Tschechischen Christlichen Akademie in Prag und gehört zu den engsten Partnern der Ackermann-Gemeinde in Tschechien.

Die Sankt-Adalbert-Medaille wird vom Prager Erzbischof an bedeutende Persönlichkeiten aus dem kirchlichen, kulturellen und politischen Leben für herausragendes Wirken verliehen. Die Medaille ist von der Künstlerin J. K. Trčková geastaltet. Unter den Preisträgern sind unter anderem der ehemalige Dekan der Theologischen Fakultät der Karlsuniversität Prof. Dr. Ludvík Armbruster und Dr. Jaroslav Eliáš. Olbert ist die erste ausländische Persönlichkeit, die mit der Adalbertmedaille geehrt wird.

Franz Olbert, der 1935 in Schlettau im Schönhengstgau geboren wurde und durch die Vertreibung nach Bayern kam, ist seit den 1950er Jahren in der Ackermann-Gemeinde aktiv. Von 1976 bis 1999 führte er als Generalsekretär die Geschicke des katholischen Verbandes, bis heute ist er ehrenamtlicher Geschäftsführer des Sozialwerks der Ackermann-Gemeinde. Neben zahlreichen anderen ehrenamtlichen Funktionen gehört er seit 2000 im Auftrag der Bundesregierung auch dem Verwaltungsrat des Deutsch-tschechischen Zukunftsfonds an. Die Ackermann-Gemeinde ehrte Olbert 2003 mit ihrer höchsten Auszeichnung, dem Hans-Schütz-Preis. Auch in Tschechien wurde sein Wirken für die deutsch-tschechische Versöhnung bereits mehrmals gewürdigt. Vom tschechischen Außenminister Cyril Svoboda erhielt er 2005 den Preis „Gratias agit“ und im selben Jahr verlieh ihm Präsident Václav Klaus ihm Verdienstmedaille der Tschechischen Republik.

ag, Foto: Bayerische Staatskanzlei

Europaministerin Müller (l.) ehrt Olbert.