Nicht mehr zu übersehen

Im Februar 2019 feiert die Sdružení Ackermann-Gemeinde (SAG) ihr 20-jähriges Jubiläum. In diesen zwei Jahrzenten hat sich die tschechische Schwesterorganisation zu einem wichtigen christlichen Aktuer in Tschechischen entwicklet, der den Dialog mit Deutschland pfelgt und Akzente zu Europa in der tschechischen Kirche und Gesellschaft setzt. Dr. Petr Křížek, stellvertretender Vorsitzender und erster SAG-Geschäftsführer zog in einem Beitrag Ende letzten Jahres Bilanz und wagt zudem einen Ausblick.

Am Anfang des kommenden Jahres 2019 ist es so weit. Die Sdružení Ackermann-Gemeinde – die Schwesterorganisation der deutschen Ackermann-Gemeinde in Tschechien – wird sich ihres 20. Gründungstages erinnern. Ein Grund zum Rückblick und zugleich zum Ausblick in die Zukunft.

Das deutsch-tschechische Verhältnis in der zweiten Hälfte der 90-er Jahre stand unter dem Einfluss der im Jahre 1997 unterzeichneten Deutsch-Tschechischen Erklärung über die gegenseitigen Beziehungen und deren künftige Entwicklung. Die Ackermann-Gemeinde beteiligte sich nicht unwesentlich an Vorarbeiten für die Entstehung dieses Dokuments und es war deutlich, dass das deutsch-tschechische Verhältnis dadurch einen neuen Anschub bekommt. In der Erklärung vereinbarte man unter anderem die Errichtung eines deutsch-tschechischen Diskussionsforums und die Entstehung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds.

Zugleich nahm in dieser Zeit das Interesse an der Mitgliedschaft in der deutschen Ackermann-Gemeinde seitens der tschechischen Staatsbürger zu. Es handelte sich nicht mehr um Einzelpersonen, längst waren es mehrere Zehner. Das von Monsignore Anton Otte geleitete Prager Büro der Ackermann-Gemeinde, die Münchner Hauptstelle, genauso wie die aktiven tschechischen Mitglieder der Ackermann-Gemeinde waren sich dieser Entwicklung bewusst und so kam in diesen Kreisen die Idee auf, einen eigenen selbstständigen Verein in Tschechien zu gründen, der den Gedanken der Versöhnung zwischen Deutschen und Tschechen und der Mitgestaltung der friedlichen deutsch-tschechischen Nachbarschaft aus dem Geist des Evangeliums verfolgen würde. Der Weg für die Gründung der Sdružení Ackermann-Gemeinde ist somit geöffnet worden.

Nach vorherigen Beratungen konstituierte sich ein Gründungsausschuss des neuen Vereins, der am 28. Januar 1999 eine Bürgervereinigung unter dem Namen Sdružení Ackermann-Gemeinde beim Innenministerium der Tschechischen Republik registrieren ließ. Viele der Mitglieder der bundesdeutschen Ackermann-Gemeinde aus der Tschechischen Republik fanden noch in der ersten Hälfte des Jahres 1999 den Weg in den neuen Verein, so dass die Zahl der Mitglieder bald über 100 Personen stieg. Zur ersten Vorsitzenden wurde Helena Faberová gewählt, eine engagierte Christin, welche seit vielen Jahren im engen Kontakt mit der Ackermann-Gemeinde stand und für die Entwicklung der Sdružení eine maßgebliche Rolle gespielt hat.

Die 20 Jahre, auf welche die Sdružení Ackermann-Gemeinde inzwischen zurückblicken kann, sind Jahre der Entwicklung, welche mit der Reifung einer menschlichen Person gut zu vergleichen sind. Von der anfänglichen Abhängigkeit von der Muttermilch, über die ersten eigenen Schritte, die eigene Orientierungssuche bis zum Eintritt in das Erwachsenenalter. Die Sdružení ist in den 20 Jahren selbstbewusst geworden. Die Zahl der Mitglieder ist inzwischen auf fast 300 gestiegen. Unter den Mitgliedern finden wir heute genauso einen Kardinal wie zahlreiche Politiker, Akademiker und engagierte Christen, denen die Gestaltung des friedlichen Miteinanders in Europa aus christlicher Überzeugung am Herzen liegt.

Von den anfänglichen Seminaren und Konferenzen hat sich die Programmpalette der Veranstaltungen der Sdružení Ackermann-Gemeinde deutlich erweitert. Seit beinahe zwei Jahren beispielsweise ist im Lande mit großem Erfolg die Ausstellung „Zeugen für Menschlichkeit. Christlicher sudetendeutscher Widerstand 1938 – 1945“ unterwegs, welche die Sdružení Ackermann-Gemeinde in Kooperation mit der Bundesgeschäftsstelle der Ackermann-Gemeinde vorbereitet hat. Im Jahre 2015 führten wir wiederum in Kooperation mit anderen Partnern erfolgreich das Projekt „Versöhnung 2016“ im Prager Stadtteil Holešovice durch, welches auf ein großes Echo im Lande gestoßen ist.

Die Arbeit der Sdružení Ackermann-Gemeinde ist inzwischen in der tschechischen Gesellschaft und in der Kirche nicht zu übersehen. Dazu hat sicher auch beigetragen, dass mit dem jetzigen Vorsitzenden Daniel Herman vier Jahre lang ein amtierender Kulturminister der Sdruźení vorstand. Gegner einer deutsch-tschechischen Verständigung wurden nicht müde, Daniel Herman das Engagement für die Sdružení immer wieder vorzuwerfen. Die Sdružení Ackermann-Gemeinde ist nach 20 Jahren ihrer Tätigkeit eine der wenigen tschechischen christlichen Organisationen, die sich aus christlichem Geist heraus bewusst für die friedliche Entwicklung in der Mitte Europas einsetzen und dabei, in besonderer Weise, das gute deutsch-tschechische Verhältnis als eine ihrer Hauptaufgaben sehen. Seit einigen Jahren wird dieser Einsatz auch finanziell durch die Tschechische Bischofskonferenz unterstützt, was eine Stabilisierung und Weiterentwicklung der Arbeit ermöglicht hat.

Für die Zukunft bleibt der Sdružení Ackermann-Gemeinde zu wünschen, dass sie den angetretenen Weg sowohl mit Geduld als auch mit Eifer weiter fortsetzt und ständig nach neuen Wegen schaut, wie die Verständigung zwischen Deutschen und Tschechen sowie die Arbeit an einer friedlichen Zukunft Europas fortentwickelt werden können. Dass sie dabei nicht ohne den Geist Gottes, der alles belebt, auskommt, ist ohne Zweifel.

Dr. Petr Křížek

Stellvertretender SAG-Vorsitzender
und erster Geschäftsführer der
Sdružení Ackermann-Gemeinde (1999/2000)

 

„Was bedeutet die SAG der AG?“

Im Februar 2019 feiert die Sdružení Ackermann-Gemeinde (SAG) in Prag ihr 20-jähriges Bestehen. Die Gründung einer Schwesterorganisation in Tschechien hat auch die Arbeit der deutschen AG verändert. „Der Ackermann“ stellt daher die Frage: "Was bedeutet die SAG der AG?"

 

Franz Olbert, ehemaliger Generalsekretär der Ackermann-Gemeind (in den Jahre 1976 bis 1998)

„Die deutsch-tschechischen Initiativen der Ackermann-Gemeinde wurden von in der Bundesrepublik lebenden Tschechen, aber auch „in Prag“ aufmerksam registriert und ihre Veranstaltungen haben ein lebhaftes Echo gefunden. Die Konfrontation zwischen beiden Völkern war aber weithin bekannt. In den zurückliegenden Jahrzehnten war klar, dass die Ereignisse von 1945 nicht das letzte Wort der Geschichte sein dürfen. Ein Neuanfang im Zusammenleben beider Völker war das Gebot der Stunde. Der Dialog mit tschechischen Persönlichkeiten war naheliegend. Mit der Wende 1989/90 gewannen die Iglauer und Brünner Symposien immer größere Bedeutung.

In der Sdružení Ackermann-Gemeinde haben sich Persönlichkeiten zusammengefunden, um diesen Dialog mit der Ackermann-Gemeinde aufzunehmen und zu konkreten Ergebnissen zu führen. Auch die junge Generation hat sich verpflichtet gefühlt, das Zusammenleben von Deutschen und Tschechen auf feste Füße zu stellen und die Gründung der Sdružení Ackermann-Gemeinde schien somit vielen geboten.

Inzwischen ist dieser Dialog zwischen beiden Völkern selbstverständlich und wird offen, gemeinsam und in guter Atmosphäre geführt. Mir bleibt nur, der Sdružení Ackermann-Gemeinde für den weiteren Weg, den sie beschreitet, Erfolg zu wünschen.“

 

Brigitte Schmidegger, Mitglied der Ackermann-Gemeinde Freiburg und der Sdružení Ackermann-Gemeinde

„Liebe Sdružení Ackermann-Gemeinde, wie die Zeit rennt: Du bist nun schon seit 20 Jahren dabei und im besten Alter. Deine Gründermütter und -väter – allen voran Helena Faberová – wollten, dass die deutsche Ackermann-Gemeinde eine tschechische Schwesterorganisation bekommt, mit der sie partnerschaftlich zusammenarbeiten und den Versöhnungsprozess in der Mitte Europas vorantreiben kann. Denn um Frieden zu verwirklichen, braucht es einen Partner, ein Gegenüber, einen Widerhall, der auf diese Suche antwortet. Deine Anwesenheit hat auch unserer Arbeit neuen Schub und Inhalt gegeben. Ich bin so froh, dass es Dich gibt. Du bist uns eine wichtige Partnerin in den böhmischen Ländern. Mit dir können wir das „Miteinander-in-Freundschaft-leben“ trainieren. Mit dir können wir auch gemeinsame Aktivitäten unserer Jugend Spirala und Junge Aktion begleiten. Und gemeinsam können wir uns bemühen, den guten Rat für ein gelingendes Leben zu praktizieren, den der Tod in der Ackermann-Dichtung vor 600 Jahren gab und der heute ebenso brandaktuell ist: „Suche den Frieden und übe ihn stets“.

Herzlichen Glückwunsch zum 20. Geburtstag, wachse und blühe weiterhin.

Deine Brigitte“

 

Martin Kastler, Bundesvorsitzender der Ackermann-Gemeinde

„Die Existenz der Sdružení Ackermann-Gemeinde ist für uns, die Ackermann-Gemeinde in Deutschland, die eindrücklichste Bestätigung, dass der von Beginn an eingeschlagene Weg des Dialogs und der Versöhnung zwischen Deutschen und Tschechen erfolgreich und richtig war. Zudem zeigt sie uns und allen, dass Menschen in Tschechien die Werte und Ziele der Ackermann-Gemeinde teilen. Dafür sind wir außerordentlich dankbar.

Unsere Gemeinschaft steht mit der AG und der SAG auf zwei Beinen, einem deutschen und einem tschechischen. Dies hebt uns als Akteur in der deutsch-tschechischen Nachbarschaft besonders hervor. Mein Wusch bleibt es aber, dass wir einmal in der Zukunft EIN echter europäischer gemeinsamer Verband werden – mit einem tschechischen und einem deutschen Co-Vorsitzenden.“