Marthas Bautzen Tagebuch

Martha Hartmann, 21-jährige Auszubildende aus Würzburg, ist beim deutsch-tschechischen Bundestreffen der Ackermann-Gemeinde dabei. Rund 400 Teilnehmer sind unter dem Motto "Europa: Unsere Verantwortung" hierzu in Bautzen zusammen gekommen. Martha berichtet aus Bautzen in ihrem Tagebuch:

Sonntag, 5.8.

Mein letzter Tag heute in Bautzen begann mit einem Festgottesdienst im Dom St. Petri mit Weihbischof Dr. Hauke als Hauptzelebrant sowie viele andere Geistliche. Die gutbesuchte Eucharistiefeier wurde musikalisch von dem Orchester und dem Chor des Rohrer Sommers fantastisch begleitet. Nach dem Gottesdienst, der unter dem Thema „Gemeinschaft leben – Gemeinschaft stiften“ stand, gingen wir durch die Innenstadt zu unserem Hauptveranstaltungsort, der Stadthalle Krone, wo das offizielle Programm musikalisch vom Orchester des Rohrer Sommers untermalt wurde.

 

Dort hörten wir Staatsminister Dr. Beermann bei seiner Festrede mit dem Schwerpunkt „Europa-Visionen“ zu. Danach folgte mein persönlicher Höhepunkt des Sonntags. Die „Versöhnungsmedaille der Ackermann-Gemeinde im Gedenken an Hans Schütz“ wurde verliehen. Dieses Mal ging die Auszeichnung an die Prager Bürgervereinigung „Antikomplex“. Rainer Karlitschek, ehemaliger Bundessprecher der Jungen Aktion, hielt die Laudatio auf die Preisträger. In der Rede erfuhren wir einerseits mehr über die Arbeit von Antikomplex und auf der anderen Seite lauschten wir persönlichen Erinnerungen an die Geschichte der Zusammenarbeit der Jungen Aktion und der Ackermann-Gemeinde mit der Bürgervereinigung. Dann endlich durfte Martin Kastler dem Vorsitzenden von Antikomplex, Ondřej Matĕjka., die Medaille überreichen. Nach der Dankesrede war es auch schon Zeit für das Mittagessen, was den letzten Programmpunkt darstellte. Anschließend löste sich die ganze Veranstaltung relativ schnell auf, wobei sich aber alle herzlich verabschiedeten.

 

Mein Weg führt jetzt mit der Jungen Aktion weiter nach St. Marienthal zur Internationalen Jugend-Festi-Wall.

 

Die Tage hier in Bautzen werden mir gut in Erinnerung bleiben. Nette Leute, gute Gespräche, der ein oder andere inhaltliche Input, eine angenehme Atmosphäre und eine tolle Gemeinschaft aus jung und alt. Ich freue mich jetzt schon aufs nächste Mal!

 

Samstag, 4.8.

 

Der Tag startete heute wieder mit einem Gottesdienst zum Thema „Nachhaltig hoffen und vertrauen“ und ging direkt weiter mit dem Vormittagsprogramm in der Stadthalle. Es wurde über das Thema „Europäische Herausforderungen: Nationale Egoismen und europäische Solidarität“ diskutiert. Neben Špidla, Hipp und Kastler konnte auch das Puplikum, also wir, unsere Meinung äussern. Dazu hatten wir zwei eigene Anwälte, die unsere Impulse einbrachten. Diese Chance wurde rege genutzt, sodass eine lebendige Diskussion entstand.

Direkt nach dem Mittagessen fuhr mein Bus nach Pirna, denn am Nachmittag war eine Sternfahrt angesagt. Andere Fahrten gingen beispielsweise nach Marienthal zum Festi-Wall der AkWO, bei dem weiter JAler gerade teilnehmen, nach Schluckenau/Šluknov, nach Görlitz und noch zu vier weiteren Zielen.

In Pirna trafen wir eine Vertreterin des sächsischen Jugendrings, die uns über Initiativen gegen Rechtsextremismus aufklärte. Eine Aktion dort ist es, dass der Weg zur Gedenkstätte Sonnenstein mit vielen kleinen Kreuzen am Wegrand jedes Jahr neu gekennzeichnet wird. Wir liefen diesen Weg entlang bis wir zur ehemaligen sogenannten Pflege- und Heilanstalt Sonnenstein kamen. Dort empfing uns ein weiterer junger Mann, der uns durch die Gedenkstätte führte. 1940 und 1941 wurden dort Menschen mit einer Behinderung oder psychischen Erkrankung in einer Gaskammer, laut der Euthanasie-Ermächtigung Hitlers, ermordet. Die Geschichten gingen mit persönlich sehr nahe, gerade, weil ich in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderung arbeite.

Nachdem wir diesen harten Stoff auf der Busfahrt verdaut hatten, war schon die nächste Aktion auf dem Kornmarkt. Mit allen anderen Bussen kamen auch zwei Busse der Jugendbegegung in Marienthal an. Wir knüpften jung und alt gemeinsam ein Europanetz. Dazu bekam jeder ein Stück Seil in die Hand und verknotete es an jeder Seite mit mehreren anderen Seilen. Heraus kam ein wunderschönes blau-gelbes Europanetz. Kaum hatten wir das geschafft ging es auch schon wieder in die Stadthalle Krone, wo das Abendessen und das restliche Tagesprogramm auf uns warteten.

Der deutsch-tschechisch, und durch die Jugendlichen auch polnisch und slowakische Gemeinschaftsabend mit Tanz und Unterhaltung wurde vom Rohrer Sommer gestaltet. Es wurde gelacht, gute Gespräche geführt, getanzt und gedankt all denen, die bei der Organisation beteiligt waren. Wichtige Personen aus JA und Spirala stellten sich persönlich an allen Tischen vor und kamen so kamen alle Generationen in Kontakt. Auch die Kinder kamen nicht zu kurz, denn die Preisträger des Malwettbewerbs „Europa-Visionen“ wurden ausgezeichnet. Die Bilder bekamen wir in Form von Postkarten mit nach Hause. Insgesamt war das wieder ein sehr gelungener, aber auch anstrengender Tag und ich werde gleich in mein Bett fallen.

 

Freitag, 3.8.

Der Tag startete mit einem morgentlichen Gottesdienst mit erstaunlich vielen Priestern. Den restlichen Vormittag verbrachten wir wieder in der Stadthalle und lauschten einer angeregten Podiumsdiskussion mit der Thematik „Europa zwischen Erfolg und Scheitern – generationenspezifische Sichtweisen auf die aktuelle Situation“, die von Rainer Karlitschek moderiert wurde. Dabei hatten Anežka Rázková und ich sogar einen kleinen Auftritt, bei dem wir unsere Meinung zu Europa und zur aktuellen Krise kundtun durften.

Nach dem Mittagessen hatten wir kurz Pause und anschließend ging es auf zur „Stadt der lebendigen Bücher“ - eine Aktion, bei der verschiedene Museen und Kulturstätten ihr Geschichten erzählten.

Ich war zuerst in der Gedenkstätte Bautzen, einem ehemaligen Stasi-Gefängnis, was ich als sehr beeindruckend und gleichzeitig beengend empfand. Ich war froh, als ich wieder draußen war. Meine nächste Station war der Dom St. Petri, der zu einem Drittel katholisch und zu zwei Dritteln evangelisch ist. Die Bibliothek Ortenburg mit dem Buch „Rietschel-Stein-Antike – Was die Figuren des Rietschel-Giebels erzählen“ war die letzte Station. Dort wurde uns von Lutz Hillmann sehr lebendig die Geschichte des Kunstwerks erzählt.

Als sich alle wieder in der Stadthalle Krone einfanden, gab es auch schon Abendessen und zum Abschluss des Tages ein klassisches Konzert von Musikern des „Rohrer Sommers“ im deutsch-sorbischen Volkstheater.

Der Tag heute hat mir echt sehr gut gefallen, weil die Stimmung unter AGlern und JAlern sehr angenehm und das Programm abwechslungsreich gestaltet war. Ich freue mich schon auf morgen!

 

Donnerstag, 2.8.

Heute habe ich leider nicht so viel vom Programm mitbekommen, weil ich erst um 22 Uhr in Bautzen ankam. Die Reise von Würzburg zum Bundestreffen der Ackermann Gemeinde hat fast fünf Stunden gedauert. Ich habe so leider die komplette Eröffnungsveranstaltung verpasst, denn als ich ankam, waren alle gerade auf dem Weg von der Stadthalle Krone in ihre Unterkünfte.

 

Martha kam in Bautzen auch auf dem Podium zu Wort.