Lukas Nusser erneut zum Synodalen Weg beim Ackermann-Themenzoom

Seit April 2020 gibt es nun den Kultur- bzw. Themenzoom der Ackermann-Gemeinde, inzwischen monatlich jeweils am ersten Dienstag um 20.15 Uhr. Dabei haben sich ein paar Themen herauskristallisiert, die mehrmals behandelt wurden: naheliegend aufgrund des Spezifikums natürlich das deutsch-tschechische Verhältnis und die politischen Hintergründe. Aber auch – und darüber ging es beim jüngsten Zoom am 4. Juli – der Synodale Weg unter dem Thema „Sonderweg in der Katholischen Kirche in Deutschland: Synodaler Weg, Synodaler Ausschuss, Synodaler Rat". An 48 PCs verfolgten die Interessenten die Ausführungen des Synodalen Lukas Nusser, der als eines der jüngsten Mitglieder des Synodalen Weges bereits im Oktober 2021 die Zoom-Veranstaltung der Ackermann-Gemeinde bestritten hat.

„Ich sehe auch, wo der Weg an seine Grenzen kommt“

Darauf wies auch Moderator Rainer Karlitschek hin – und auf den allerersten Zoom zu dieser Thematik mit Prof. Dr. Thomas Sternberg, dem damaligen Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Den jungen, in Mannheim Jura studierenden Schwarzwälder stellte Karlitschek kurz vor und erwähnte, dass Nusser und seine Position auch in der ZDF-Reihe „37 Grad“ vorgestellt wurden. Nun ging es also um die jüngsten Entwicklungen seit Herbst 2021 bzw. den aktuellen Stand des Synodalen Weges.

Mit der fünften Synodalversammlung vom 9. bis 11. März sei der Synodale Weg zu einem vorläufigen Abschluss gekommen, erläuterte Nusser. Doch einige offene Fragen bzw. Themen gelte es noch zu klären – in einem Synodalen Ausschuss: Offen gebliebene Themenbereiche und Anfragen, Vorbereitung des Synodalen Rates, Klärung von Synodalität. Angenommen wurden die Grundtexte „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“, „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ sowie „Priesterliche Existenz heute“. Keine Mehrheit fand der Grundtext des Forums „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“. Darüber hinaus wurden etliche Handlungstexte verabschiedet, die als Basis für die pastorale Praxis dienen sollen. So etwa eine Predigtordnung für qualifizierte Laien oder für Segensfeiern für zwei sich liebende Menschen. Inwieweit die Texte dann in den einzelnen Bistümern auch umgesetzt werden können, stellte Nusser in Frage und nannte sein Heimatbistum Freiburg, wo „bisher nichts umgesetzt“ sei. „Die Umsetzung liegt nicht an der Synodalversammlung, sondern beim amtierenden Ortsbischof bzw. bei den Dekanen“, konkretisierte der Student.

Etwas Kritik übte Nusser an Bischöfen, die sich während des gut dreijährigen Prozesses des Synodalen Weges nicht an den Gesprächen beteiligt haben. „Wir werden nur zu Veränderungen kommen, wenn die Verantwortungsstrategie sich ändert“, forderte Nusser und meinte damit mehr Verantwortung beim „Volk Gottes“. Aktuell sei die Finanzierung des Synodalen Ausschusses wegen des Vetos von vier Bischöfen gescheitert, alternative Modelle würden angedacht. Die Einladung seitens des Vatikans zu einem Gespräch sieht Nusser zwiespältig, da seiner Meinung nach „Rom aussucht, mit wem und worüber gesprochen wird“. In der praktischen Arbeit gehe es vor allem darum, die Risikofaktoren für sexualisierte Gewalt zu minimieren. Dafür seien auch Veränderungen auf struktureller Ebene nötig – und damit auch Glaubensfragen, das Verständnis von Kirche betroffen. Aus diesem Zusammenhang würden sich überall, auf allen Ebenen, Konsequenzen für die pastorale Praxis ergeben – bis hinunter auf die Pfarrgemeinde vor Ort.

Gelernt habe Nusser in den drei Jahren Mitwirkung beim Synodalen Weg vor allem die „Benennung von Ohnmacht da, wo meine Verantwortung endet. Wo ich lebe und arbeite, wirke ich mit und übernehme ich Verantwortung“, differenzierte er. Bischöfen fehle zudem bisweilen das Verständnis für die Realitäten. Daher wünschte er „eine Kirche, die der Realität gerecht wird“.

Im anschließenden Diskussions- bzw. Fragenteil stellte Prof. Dr. Barbara Krause fest, dass viele der beim Synodalen Weg behandelten Themen weltweit auf Interesse stoßen – auch die Frage der Mitwirkung von Frauen in der Kirche. „Die Augen zuzumachen ist eines Christen nicht würdig. Der Klerikalismus erleichtert und ermöglicht Missbrauch“, äußerte sich Krause unmissverständlich. „Der Synodale Weg hat sich von den ursprünglichen Inhalten wegbewegt“, meinte Prof. Dr. Bernhard Dick und äußerte leichte Zweifel, ob mit einer Auflösung hierarchischer Strukturen auch der Missbrauch eingedämmt sei. Vor allem das Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes (Erstes Vatikanisches Konzil 1870) als „Beginn einer Missinterpretation der Lehre der Kirche“ sowie die in starrer Form abgehaltenen Gottesdienste und die Erfahrungen bzw. die Praxis der Geheimkirche über viele Jahre in der Tschechoslowakei brachte Dr. Otfrid Pustejovsky als Aspekte in die Diskussion ein. Werner Honal interessierten die Alternativen zum Synodalen Rat und in der Folge dann die Finanzierung. Den sexuellen und geistlichen Missbrauch durch Priester bezeichnete Prof. Dr. Barbara Krause in einem weiteren Statement als „einen ungeheuren Vorgang, als Missbrauch des Evangeliums“.

Zum Schluss zog Lukas Nusser sein Fazit aus den drei Jahren: „Der Synodale Weg macht mir Mut, ich habe viele inspirierende Menschen kennengelernt. Ich bin begeistert von Ordensmenschen, Laien und Bischöfen. Aber ich sehe auch, wo der Weg an seine Grenzen kommt. Es geht also darum, ein realistisches Bild von der Kirche zu haben.“

Markus Bauer

Moderator Rainer Karlitschek bei der Einführung ins Thema bzw. der Vorstellung des Referenten.
Lukas Nusser bei seinem Vortrag.