"Liebet Eure Feinde"

"Liebet Eure Feinde!" lautet der Titel des Dokumentarfilms von Tomáš Škrdlant. Er stellt den tschechischen Humanisten Přemysl Pitter vor, der das Gebot der Feindesliebe nach Kriegsende ganz gegen die allgemeine aufgeheizte Stimmung lebte. Mit seiner "Aktion Schlösser" nahm er nach Kriegsende nicht nur befreite jüdische Kinder aus den Konzentrationslagern in seinen Heimen im Prager Umland auf, sondern rettete auch rund 800 deutsche Kinder aus den unmenschlichen Bedingungen der Internierungslager. Nun wurde von der Evangelischen Kirche der böhmischen Brüder im Prager Stadtteil Dejvice der Film in einer deutschsprachigen Version vorgestellt. Neben den Kooperationspartnern Aktion Sühnezeichen und Ackermann-Gemeinde konnten der Hausherr, Pfarrer Petr Hudec, und der Synodalsenior der böhmischen Brüder, Joel Ruml, im überfüllten Gemeindesaal auch den tschechischen Außenminister Karel Schwarzenberg begrüßen.

Monika Žárská, Mitglied im Editionsrat des Stiftungsfonds von Přemysl Pitter und Olga Fierz, sieht in der Beschäftigung mit Přemysl Pitter einen Beitrag zur Aufarbeitung der eigenen Geschichte. Dass es hier noch einiges zu tun gäbe, hätten die Diskussionen im Präsidentenwahlkampf gezeigt. Außenminister Schwarzenberg stellte in seinem Grußwort Pitter in eine Reihe mit Tomáš G. Masaryk und Václav Havel. Sie hätten gemeinsam, dass sie Konflikte mit Liebe zu überwinden versuchten. Dabei erinnerte er daran, dass er Pitter in seiner Zeit im Exil persönlich kennen lernen konnte. Pitter hätte nach Kriegsende keine Angst gehabt, sich gegen das Unrecht zu stellen. „Bei der Präsidentenwahl haben mir gerade die jungen Menschen zugestimmt, dass man gegen Unrecht kämpfen muss. Nur einige alte Leute waren anderer Meinung,“ zeigte sich Schwarzenberg mit Blick auf die Zukunft optimistisch.

Im Dokumentarfilm kommen an den authentischen Orten ehemalige "Pitter-Kinder" zu Wort. Die jüdischen Zeitzeugen schildern eindringlich die Erlebnisse aus den Konzentrationslagern der Deutschen. Aber auch die Fürsorge, die sie durch Pitter und seine Helfer erfuhren. Die deutschen „Pitter-Kinder“ schildern die zum Teil traumatischen Erfahrungen in Internierungslagern nach Kriegsende. Durch die Aufnahme in Pitters Kinderheimen wurde ihnen zwischenzeitlich ein Zuhause geschenkt. „In Pitter sehen wir einen Wegbereiter der Versöhnung zwischen Deutschen, Tschechen und Juden, da er bereits in der direkten Nachkriegszeit mutige Wege des Miteinanders gegangen ist“, so der Bundesgeschäftsführer der Ackermann-Gemeinde, Matthias Dörr, in seinem Grußwort. Daher habe die katholische Gemeinschaft die Entstehung der DVD gerne unterstützt. Er erinnerte an "die große Bedeutung von Zeitzeugen für ein tieferes Verstehen von Geschichte." Diese Erinnerungen würden durch den Dokumentarfilm, der bereits im tschechischen Fernsehen zu sehen war,  nun einem deutschsprachigen Publikum zugänglich gemacht und für die kommenden Generationen bewahrt.

Auch auf dem diesjährigen Sudetendeutschen Tag in Augsburg wird Pitter und seinem Wirken besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Die Ackermann-Gemeinde zeigt in Halle 7 die mit dem Nationalen Pädagogischen Museum Prag erstellte Ausstellung "Europäischer Humanist. Přemysl Pitter". Dort wird am Sonntag um 14 Uhr der Europaabgeordnete Martin Kastler, Bundesvorsitzender der Ackermann-Gemeinde, den jüngst erschienenen gleichnamigen Begleitkatalog präsentieren. Bei der Ausstellung wird auch der Dokumentarfilm "Liebet Eure Feinde!" als DVD erhältlich sein.

 

ag

Dörr überreicht an Schwarzenberg die Be-<br/ >gleitbroschüre zur Pitter-Ausstellung der AG.