Internationale Wallfahrt nach Prachatitz zum 200. Geburtstag von Johann Nepomuk Neumann

Eine internationale Wallfahrt mit Pilgern aus den USA, Deutschland und Tschechien erlebte am Samstag nach Pfingsten die im Böhmerwald gelegene Stadt Prachatitz/Prachatice. Grund dafür war der in diesem Jahr begangene 200. Geburtstag des berühmten Sohnes dieser Stadt, des Heiligen Johann Nepomuk Neumann, der hier am 28. März 1811 das Licht der Welt erblickte. Eine Vielzahl an Bischöfen und Geistlichen und noch mehr Laien und Gläubige reisten in die südböhmische Stadt, gedachten beim Gottesdienst des Heiligen und machten deutlich, dass vor allem Religion, Kirche und Glaube die Völker verbindet.

Und bei einem solchen Ereignis, das zudem live im Tschechischen Fernsehen übertragen wurde, leben natürlich die Traditionen auf: Eine bayerischen und eine tschechische Blaskapelle empfingen musikalisch die einzelnen Gruppen der Pilger und Wallfahrer und spielte sie an ihre Plätze, zu denen sie von Ordnungsleuten geleitet wurden. Dazu sangen sich die beiden den Festgottesdienst umrahmenden Chöre nochmals kurz ein – ein an barocke Zeiten erinnerndes musikalisches Konglomerat.

Aber warum würdigten Deutsche, Tschechen und Amerikaner diesen Heiligen, dessen die katholische Kirche am 5. Januar gedenkt? Geboren wurde Johann Nepomuk Neumann im südböhmischen Prachatitz als Sohn von Agnes Lebisch aus Prachatitz und des dort aus dem unterfränkischen Obernburg zugewanderten Strumpfwirkers Philipp Neumann. Da Johann Nepomuk Neumann seiner Berufung zum Priesterdienst folgend in die USA auswanderte, dort geweiht und am 1. Februar 1852 zum Bischof von Philadelphia ernannt wurde und da er auf dem neuen Kontinent wichtige Verdienste um die Verbreitung des Glaubens, so im kirchlichen Schulwesen hatte, wird er in den USA sehr verehrt. Am 5. Januar 1860 starb er, am 19. Juni 1977 sprach ihn Papst Paul VI. heilig.

Aufgrund dieser historischen Hintergründe war der heutige Erzischof von Philadelphia, Justin Francis Kardinal Rigali, als päpstlicher Legat Hauptzelebrant des Pontifikalgottesdienstes anlässlich der Wallfahrt, an der auch eine große Abordnung von Mitgliedern mehrerer Diözesanverbände der Ackermann-Gemeinde teilnahm. Der Budweiser Bischof – Prachatitz gehört zu dieser Diözese – Monsignore Jiří Pad'our hieß die vielen Mitbrüder und die zahlreichen Pilger willkommen, ebenso der Bürgermeister von Prachatitz Martin Malý. Beide verwiesen auf die Bedeutung der Verbindungen zwischen Prachatitz und den USA sowie auf die durch den Glauben und den verehrten Heiligen möglichen Kontakten zwischen den Angehörigen der verschiedenen Völker.

„Es ist eine wunderbare Erfahrung, hier in Prachatitz zu sein, ja hierher zu kommen. Wir sind zusammen, um diesen Bürger von Prachatitz, diesen großen Repräsentanten der Kirche zu ehren“, bemerkte Kardinal Rigali in seinen Willkommensworten. In seiner Predigt ging er auf das Leben und Wirken von Johann Nepomuk Neumann ein, das besonders von dessen Geburts- und Heimatort geprägt gewesen ist. „Er pries und verehrte Gott sein ganzes Leben lang. Ich bin tief davon beeindruckt“, bekannte der Kardinal aus den USA. Er beleuchtete die Verbindungen zwischen Prachatitz bzw. Philadelphia und Tschechien bzw. der USA, ging auf den Orden der Redemptoristen ein, dem Johann Nepomuk Neumann angehörte, weshalb dieser Heilige auch bei vielen Völkern und Nationen verehrt wird. „In Johann Nepomuk Neumann drückt sich der Geist von Prachatitz aus“, vertiefte der Erzischof von Philadelphia diesen Gedanken. In seinem Schlusswort verwies der Amerikaner auf den aus Unterfranken stammenden Vater Johann Nepomuk Neumanns, der eine wichtige Basis für den katholischen Glauben seines Sohnes gewesen sei. Als Auftrag und Aufgabe des Heiligen aus Prachatitz sah der Kardinal, die Grundlagen dafür zu legen, um die jungen Leute zu Religion, Kirche und Glauben zu erwecken. „Johann Nepomuk Neumann war fähig, Jesus Christus zu verkündigen und entsprechend zu leben. Dieser geistigen Grundlagen sollen wir uns bewusst sein“, so Kardinal Rigali am Ende des Gottesdienstes.

Der Eucharistiefeier, die in drei Sprachen (Englisch, Tschechisch, Deutsch) zelebriert sowie von einem tschechischen und deutschen Chor, dem Chor des Rohrer Sommers der Ackermann-Gemeinde, umrahmt bzw. tschechischen und deutschen Lektoren begleitet wurde, wohnte unter anderem auch der tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg bei.

Am Nachmittag gab es für die Wallfahrer noch eine Stadtführung, bei der vor allem das Geburtshaus Johann Nepomuk Neumanns im Mittelpunkt stand. Mit einer festlichen Andacht endete die internationale Wallfahrt.

Markus Bauer/ag

Päpstlicher Legat Kardinal Rigali bei der Wallfahrtsmesse.