In Sachen Menschenrechte unterwegs

Václav Malý, Prager Weihbischof, ehemaliger Dissident und aktiver Menschenrechtler, im Gespräch.

„Ich kann nicht immer alle gewinnen, aber wenigstens jemanden.“ Das Schlusswort des Prager Weihbischofs Václav Malý am 10. März im Tschechischen Zentrum München ist für sein Leben programmatisch. Im Gespräch mit Dr. Zuzana Jürgens, Direktorin des Tschechischen Zentrums, und Matthias Dörr, Geschäftsführer Ackermann-Gemeinde, legte er - mit Charme, Humor und Verstand - seine Erfahrungen als Priester im Untergrund, Bischof, Dissident und Menschenrechtler dar. Josef Hlobil, Generalkonsul der Tschechischen Republik in München, sprach Václav Malý Bewunderung, Respekt und Ehre für sein Dissidenten-Schicksal aus.

Als Menschenrechtler handelt Malý in seiner Verantwortung als Priester und aus seiner eigenen Erfahrung mit der Verfolgung durch das kommunistische Regime. Im Gegensatz zu Václav Havel, der in der Politik aufgestiegen und zum Symbol geworden ist, agiert Malý bewusst nicht als politisches Gesellschaftsmitglied, sondern als katholischer Priester im direkten Kontakt mit den Menschen. Wie jeder Bürger verantwortlich in der Gesellschaft ist, so sei er auch als Bischof weiterhin engagiert in Menschenrechtsfragen.

Malý ist viel unterwegs, auf privaten Reisen, gerade auch in Ländern, in denen Unfreiheit, Verfolgung und Verletzung der Menschenrechte herrschen, wie etwa Weißrussland, China, Kuba, Irak und Iran. Dort sucht er Kontakt besonders zu den Dissidenten; es geht ihm um menschliche Kontakte. Malý sagt: „Ich komme nicht als Berater, ich komme nicht als Erlöser oder Heiland, ich verspreche nichts außer verbale menschliche Solidarität, und dass ich darüber in meinem Land sprechen werde.“

„Verbale menschliche Soldiarität“ aus aller Welt hat Malý selbst erlebt, als es um die Charta 77 ging, das hieß: „Wir sind nicht vergessen.“ Deshalb bereist er diese Länder, um gerade jene Menschen zu besuchen, die um die Freiheit in den Diktaturen kämpfen, und ihnen damit zu zeigen: Sie sind nicht vergessen. Darüber hinaus könne man Briefe schreiben und Protestaktionen gegen die Diktaturen entfalten, gegen die Verfolgung der Menschen und Todesstrafen. Durch Tausende von Briefen zur Verteidigung besserte sich für Malý selbst die Situation tatsächlich. Dies gelte auch für die arabischen Länder, es erleichtere die Lage der Gefangenen. Man übe so Druck auf die Politiker aus. Doch auch die offiziellen politischen Kontakte müssten immer mit den Menschenrechtsfragen verbunden werden.

Der Übergang zur Demokratie beginne in kleinen Gruppen, die Verantwortung auf sich nehmen. Denn die Menschen haben Angst und sind passiv, erwarten in der Mentalität des Sozialismus alles von der Regierung und den Gesetzen, sind wenig engagiert: „Man muss anfangen und Mut und Geduld haben.“ Man dürfe nicht sehr schnell konkrete Resultate erwarten. Es gelte, regional eine bestimmte Atmosphäre und ein Klima zu schaffen und zu verbreiten. Jeder Einzelne trage Verantwortung und müsse zur Verantwortung gezogen werden. Das sei im Osteuropa oft nicht geschehen. Das Rechtsbewusstsein dieser Gesellschaft müsse gestärkt werden.

Wie der Westen „die Beschädigung der Seele“ der Osteuropäer verstehen müsse - was sehr oft nicht geschehe -, so müssten wir Europäer auch die Sicht der arabischen, muslimischen Länder, in denen es primär um den Zusammenhalt der Familie geht, auf uns besser verstehen. Dadurch sei es möglich, Radikalismus zu schwächen.

Dr. Gertraud Heinzmann

Foto: C. Insel

 

Engagierter Menschenrechtler: Weihbischof Malý (l.)