Goldschmiedin Stefani Kithier am böhmischen Lampenfeuer

Glasperlen, die mit dem heute selten gewordenen „Böhmischen Lampenfeuer“ hergestellt werden, standen im Mittelpunkt des jüngsten kulturzooms der Ackermann-Gemeinde, zu dem am ersten Dienstag im Mai 70 PCs und Telefone zugeschaltet waren. Diese Technik beherrscht die in Freiburg im Breisgau wirkende Goldschmiedin Stefani Kithier, die sich für die monatliche Online-Veranstaltung über die Schulter blicken ließ.

Die persönliche Freundschaft zur Zoom-Moderatorin Sandra Uhlich sowie gleiche Interessen waren der Ausgangspunkt für diesen ganz besonderen Abend. Als bei Gesprächen über die berufliche Tätigkeit Stefani Kithiers von einem „böhmischen Lampenfeuer“ die Rede war, stand fest, dass dieser Aspekt einmal vertieft werden sollte. Das bot sich nun beim AG-Internet-Format „kulturzoom“.

Wie gewohnt stellte Uhlich die Referentin des Zooms vor. Stefani Kithier stammt aus München. Direkt nach dem Abitur absolvierte sie von 1993 bis 1996 ihre Ausbildung als Goldschmiedin und schloss diese mit der Gesellenprüfung an der Staatlichen Berufsfachschule für Glas und Schmuck in Kaufbeuren-Neugablonz ab. Zunächst war sie in Kaufbeuren als Goldschmiedin angestellt, bis sie sich 1998 entschied, in Freiburg im Breisgau als selbständige Goldschmiedin zu arbeiten. Seit 2005 hat sie dort ihr eigenes Ladengeschäft. Und sie hat sudetendeutsche Wurzeln: ihr Vater ist im Oktober 1944 in Prag geboren und lebte in der Region auch bis 1945. Im Alter von einem Jahr kam er aber bereits mit seiner Mutter nach München.

Goldschmiedin und Arbeiten mit dem „Böhmischen Lampenfeuer“ – das erscheint zumindest im ersten Moment etwas ungewöhnlich. „Im ersten Ausbildungsjahr bekommt man Einblicke in alle Berufssparten, darunter auch in den Umgang mit dem böhmischen Lampenfeuer“, erläuterte die Goldschmiedin. Früher lieferte eine Öllampe das Feuer, heute ist es ein Gasbrenner – der Name wurde aber beibehalten.

Im Vorfeld hatte Sandra Uhlich ihre Freundin Stefani Kithier bei der Arbeit mit dem „Böhmischen Lampenfeuer“ zugesehen und die Tätigkeit per Video festgehalten. So gewannen die Zuschauer an den Bildschirmen einen Eindruck von den Rahmenbedingungen und Arbeitsschritten, die es braucht, um Glasperlen am böhmischen Lampenfeuer herzustellen: 1000 Grad Celsius, Gas, Sauerstoff – beide müssen immer wieder reguliert werden. Dann als zu bearbeitendes Material die Glasstäbe. Kithier beschreibt den Arbeitsvorgang auf ihrer Homepage: „Zur Herstellung der Glasperlen setze ich ein böhmisches ‚Lampenfeuer‘ einen etwa 10-flammigen Brenner, ein. In dessen Feuer wird eine Glasstange so lange erhitzt, bis sie honigartig zu fließen beginnt. Die Schmelze wird dann um einen zuvor in Kaolin getauchten Metallstab gewickelt. Die Perle entsteht durch das kontinuierliche Drehen der Schmelze im Feuer. Sie kann durch Zugabe von weiteren Farben oder durch die Bearbeitung mit Hilfsmitteln wie z. B. einer Spachtel oder Pinzette in ihrer Form und Farbe variiert werden. Nach dem Abkühlen wird das Kaolin in Wasser gelöst, damit sich die Perle vom Metallstab ziehen lässt. Das dadurch entstandene Loch in der Mitte ermöglicht, die Perlen zu einer Kette aufzufädeln.“

Neben der Herstellung einer kleinen runden Perle war im Film auch die Fertigung einer hohlen Perle zu sehen. Hier wird das geschmolzene Glas wie eine Lakritzschnecke auf den Metallstab aufgezogen und später zwei Teile zu einem verbunden.

Die Perlen können natürlich vielfach verfeinert werden. So kann beispielsweise dünnes Blattsilber in die Perle eingewickelt werden. Aus mehreren Perlen können Ketten entstehen, außerdem sind verschiedene Formen oder auch die Kombination von zwei Farben in Steckern möglich. Ringe, Ketten, Anhänger, Ohrschmuck, Manschettenknöpfe oder Armschmuck – all das und viel mehr lässt sich mit dem Glas herstellen.

Kurze Informationen zur Glaskunst im heutigen Böhmen, insbesondere in Gablonz/Jablonec n.N., und heute in Neugablonz gab Adriana Insel. „Es ist faszinierend zuzuschauen“, stellte sie fest. Ein Resümee, das sicher auch die weiteren Zoom-Teilnehmer zogen. - Weitere Informationen unter www.goldschmiede-sk.com

Markus Bauer

Stefanie Kithier böhmisches Lampenfeuer
Aus dem Videofilm: Goldschmiedin Stefani Kithier am böhmischen Lampenfeuer.
Ohrringe Böhmische Perlen Kithier
Ein mögliches Endprodukt: Ohrringe aus Glas, hergestellt am böhmischen Lampenfeuer.
Goldschmiedin Stefani Kithier
Goldschmiedin Stefani Kithier bei ihren Erläuterungen.
Kette böhmische Perlen Kithier
Ketten aller Art lassen sich ebenfalls herstellen.
Armband böhmische Perlen Kithier
Ketten aller Art lassen sich ebenfalls herstellen.
kulturzoom Ackermann-Gemeinde
Ein Teil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim kulturzoom.
Die Kulturarbeit der Ackermann-Gemeinde im Institutum Bohemicum wird gefördert durch das Bayerische Staasministerium für Familie, Arbeit und Soziales.