Generalvikar Msgr. Dr. Robert Falkenauer verstorben

Am Nachmittag des 7. September 2011 verstarb im Alter von 60 Jahren im Krankenhaus von Pilsen der Generalvikar der Pilsner Diözese Msgr. Dr. Robert Falkenauer. Sein Leben war eng mit den deutsch-tschechischen Beziehungen verbunden. Daher ist auch hierzulande die Trauer sehr groß.

Der Bundesvorsitzende der Ackermann-Gemeinde, Martin Kastler MdEP, verweist in seiner ersten Reaktion auf die Verbundenheit Falkenauers zu dem katholischen Nachbarschaftsverband: „Mit ihm geht ein sehr guter Freund unserer Ackermann-Gemeinde und der Jungen Aktion von dieser Welt, der mit Vielen von uns persönlich befreundet war. Wir danken ihm für seinen Einsatz zur deutsch-tschechischen Versöhnung und Freundschaft. Wir werden ihn sehr vermissen!.“ Der Geistliche Beirat der Ackermann-Gemeinde, Prof. Dr. Albert-Peter Rethmann, zeigt sich ebenso betroffen vom Tod Falkenauers: „Diese Nachricht ist wirklich ein schwerer Schlag. Es tut mir von Herzen leid, dass wir und die tschechische Kirche in Robert Falkenauer einen großen Menschen verloren haben. Er hat sich mit Weitsicht und Offenheit für die Kirche, die Menschen in Tschechien und das Zusammenwachsen von Deutschen und Tschechen engagiert. Er wird uns fehlen als Mensch, Freund, Priester.“ Falkenauer kam erstmals in den 80er Jahren mit der Ackermann-Gemeinde, während seines österreichischen Exils, in Kontakt. Nach der Wende, nun als Priester in Tschechien tätig, war er ein wichtiger Ansprechpartner und ein gefragter Zelebrant bei deutsch-tschechischen Wallfahrten. Von 2005 bis 2007 war Falkenauer Geistlicher Beirat der Jungen Aktion und prägte so als Priester die deutsch-tschechisch-slowakische Begegnungsarbeit des Jugendver­bands der Ackermann-Gemeinde.

Robert Falkenauer wurde 1951 in Sokolov/Falkenau geboren. Nach seinem Abitur an der Gewerbeschule für Maschinenbau studierte er an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Karlsuniversität in Prag im Fachbereich angewandte Geophysik. Nach dem Wehrdienst arbeitete er mehrere Jahre als Programmierer in einem Prager Institut und promovierte zum Doktor der Naturwissenschaften. Im Jahre 1981 emigrierte er nach Österreich, wo er zunächst ein paar Jahre auch als Programmierer tätig war. In dieser Zeit reifte seine Entscheidung, Priester zu werden. Auf Empfehlung des Bischofs zog er ins Zisterzienserkloster in Heiligenkreuz und studierte an der dortigen Philosophisch-Theologischen Hochschule.

Nach Abschluss des Studiums als Magister der Theologie an der Universität Wien kehrt er im Jahr 1993 wieder nach Böhmen zurück und wurde dort zum Priester geweiht. Nach einer kurzen Kaplanstätigkeit in Sokolov/Falkenau war er zwei Jahre Sekretär des Bischofs, Pfarrer von mehreren ländlichen Gemeinden und Lehrer am Kirchlichem Gymnasium in Pilsen. In den Jahren 1995 bis 1999 übte er die Funktion des Vizerektors des Erzbischöflichen Seminars in Prag aus und wirkte danach als Bischofsvikar für Schulwesen, Bildung und für die Kontakte mit dem Ausland. Zudem widmete er sich als Priester der Hochschulpastoral und lehrte an der Westböhmischen Universität in Pilsen sowie an der Medizinischen Fakultät der Karlsuniversität. Seit Dezember 2006 war Falkenauer Generalvikar der Diözese Pilsen.

Das Requiem ist am Samstag, den 17. September, um 11.00 Uhr in der Kathedrale St. Bartholomäus in Pilsen. Anschließend findet um 13.30 Uhr auf dem Pilsner Zentralfriedhof die Beisetzung statt. R.I.P.

 

Sebastian Karft, ehemaliger Bundessprecher der Jungen Aktion (2006-2011), erinnert für den deutsch-tschechischen Jugendverband an Msgr. Dr. Robert Falkenauer, ehemliger Gesitlicher Beirat der JA:

„Der Mensch ist wahrscheinlich das einzige Lebewesen, das von seinem eigenen Tod weiß“, predigte Robert Falkenauer im August 2007 beim internationalen Licht-Festival in Skoky. Es war eine Predigt, die für Robert nicht typischer hätte sein können. Er, der studierte Naturwissenschaftler und Theologe, sprach in den Ruinen eines deutschen Dorfes über eines seiner Lieblingsthemen: Die Einheit von technischem Fortschritt und religiöser Tradition, die Verbindung von Glaube und Vernunft. Themen, mit denen Robert Falkenauer in seiner Diözese Pilsen auch die Menschen erreichte, die dem Christentum fern stehen. Als Studentenpfarrer von Pilsen, als Dozent an der dortigen Hochschule und nicht selten auch als Gast beim lokalen Radio.

 

Über seinen nahen Tod hat er selbst gewusst, als er Mitte Juli die Diagnose Krebs bekam. Resignieren stand für ihn aber nie zur Debatte. Er arbeitete als Generalvikar weiter wie immer, stellte sich trotz aller Schmerzen ganz in den Dienst seiner Kirche. Wenige Tage vor seinem Tod sagte sein Bischof noch am Rande des Renovabis-Kongresses in Freising im Gespräch mit der Ackermann-Gemeinde: „Wir müssen ihn fast zwingen, weniger zu arbeiten.“ Am Morgen des 7. Septembers waren die Schmerzen schließlich so stark, dass er ins Krankenhaus musste, alte Weggefährten kamen noch einmal zu Besuch, in den Nachmittagsstunden starb er. Mit 60 Jahren, mitten im Leben. Wer ihn kannte weiß, dass er es gar nicht anders gewollt hätte.

 

Sein ganzes Leben war eng mit den deutsch-tschechischen Beziehungen verbunden. Geboren 1951 im ehemaligen Sudentenland in Sokolov, studierte er erst Naturwissenschaften, bis er 1981 über Jugoslawien nach Österreich emigrierte. Schnell kam er in Berührung mit der Ackermann-Gemeinde, nahm an den Osterbegegnungen in Kloster Rohr teil und begann schließlich ein Theologiestudium. „Ich hatte damit gerechnet, dass das kommunistische Regime so etwa im Jahr 2000 fallen wird und war dann überrascht, dass es am Ende so schnell ging“, erzählte er einmal über seinen Lebensweg, der nach der Wende wieder zurück in seine Heimat führte. 1993 wurde er als erster Priester für die neu gegründete Diözese Pilsen geweiht.

 

Kaplan, Bischofssekretär, Lehrer am kirchlichen Gymnasium, Vizerektor im Priesterseminar, Bischofsvikar, Studentenpfarrer und schließlich Generalvikar – Robert wurde schnell eine wichtige pastorale Stütze in einem am meisten atheistisch geprägten Bistümer Europas. Mit all seinen Problemen. Ab 2006 organisierte er als Generalvikar mit immer weniger Priestern die Seelsorge und musste auch unpopuläre Entscheidungen treffen. Sein Humor blieb dabei nicht auf der Strecke. „Mein Bischof und ich haben die perfekte Arbeitsteilung gefunden“, sagte er einmal mit einem Schmunzeln auf den Lippen, „er ist der gute Hirte und ich der böse Unteroffizier.“ Das ist freilich nur die halbe Wahrheit. Als geistlicher Beirat der Jungen Aktion und gern gesehener Gast bei der Ackermann-Gemeinde war er immer der gute Hirte, der seine schützende Hand auch weiterhin über uns halten wird.

Robert Falkenauer (†)