„Gemeinsames Kulturerbe bei der Länder“

Theatertournee „Der Ackermann und der Tod“ aus Anlass des 600. Todestages des Johannes von Saaz läuft mit großem Erfolg. Nach Stationen in Bamberg, Würzburg, Frankfurt, München und Prag stehen Mitte November noch zwei Aufführungen in Schwäbisch Gmünd und Regensburg auf dem Programm. Zeit für eine erste Zwischenbilanz.

„Es ist bemerkenswert, dass ein Text, der über 600 Jahre alt ist, noch immer Menschen bewegt und ihnen dabei aus dem Herzen spricht“, so Martin Kastler, Bundesvorsitzender der Ackermann-Gemeinde zu dem Werk „Der Ackermann und der Tod“. Den 600. Todestag des Johannes von Saaz nahm die katholische Gemeinschaft zum Anlass, dieses Stück, von dem sie ihren Namen ableitet, auf die Bühne zu bringen. Die große Prosadichtung entstand um 1400 und gilt als eines der bedeutendsten Werke der deutschen Literatur am Wendepunkt zwischen Mittelalter und Frühhumanismus. Fünf von sieben Auftritten haben die beiden Schauspieler Jan Sandro Berner und Dinah Politiki in den letzen Wochen bereits absolviert. Eine rundum positive Zwischenbilanz zieht der Bundesgeschäftsführer Matthias Dörr. Er verweist auf insgesamt 500 Besucher, die bereits mit den Aufführungen in Bamberg, Würzburg, Frankfurt am Main, München und Prag erreicht werden konnten. „Viele Reaktionen haben mich erreicht, dass das Stück und die Darbietung die Besucher tief bewegt hat“, weiß Dörr zu berichten. Es zeige sich, dass man sich bis heute in der Figur des Ackermanns wiederfinden könne, wenn man einen Todesfall im persönlichen Umfeld oder einen anderen schweren Schicksalsschlag erleiden musste.

Bisheriger Höhepunkt der Tournee war die Aufführung in der Klosterkirche des Prager Emausklosters am Allerseelentag. Der Vorsitzende der Sdružení Ackermann-Gemeinde Daniel Hermann, Kulturminister der Tschechischen Republik, betonte in seinem Grußwort, dass „Der Ackermann aus Böhmen“ zum gemeinsamen Kulturerbe gehöre und heute wie in der Zukunft ein Impuls sein kann, die geistigen und kulturellen Brücken zwischen Deutschland und der Tschechischen Republik zu festigen. Weiter verwies er auf die besondere Bedeutung des Emausklosters, welches „seit vielen Jahre Heimstätte für die Ackermann-Gemeinde und somit ein wichtiger Ort des deutsch-tschechischen Dialogs“ ist. Weitere Ehrengäste bei der Prager Aufführung waren die tschechische Justizministerin Prof. Dr. Helena Válková, der Präsident der Landesversammlung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien Martin Dzingel, der Direktor der Konrad-Adenauer-Stiftung in Prag Dr. Werner Böhler und der Seelsorger der deutschsprachigen Gemeinde P. Dr. Martin Leitgöb, der als Geistlicher Beirat der tschechischen Ackermann-Gemeinde durch den Abend führte. Besonders erfreut zeigte er sich über die vielen jungen Menschen und Studenten, die in die Klosterkirche gekommen waren.

Spielort der gelungenen Premiere in Bamberg war die historische Aula im Franz-Ludwig-Gymnasium. In München war die Karmeliterkirche bis auf den letzten Platz gefüllt. Ein Grußwort sprach dort Domkapitular Msgr. Thomas Schlichting. Unter den Gästen konnte der tschechische Generalkonsul Milan Čoupek, der Visitator für die Seelsorge an den Sudeten- und Karpatendeutschen Msgr. Dieter Olbrich und der Bundesgeschäftsführer der Sudetendeutschen Landsmannschaft Christoph Lippert begrüßt werden. In Würzburg bot vor der Aufführung in der Franziskanerkirche die Akademie Domschule eigens ein Seminar an, bei dem die Germanistin Katrin Wenig von der Universität Düsseldorf über das Ackermann-Epos referierte. In der Frankfurter Kirche St. Hedwig gehörte zu den Besuchern der ehemalige Vertriebenenbischof Gerhard Pieschl.

Mitte November findet die Theatertournee ihren Abschluss. Am 15. November um 17.00 Uhr treten Berner und Politiki im Heilig-Kreuz-Münster in Schwäbisch Gmünd auf. Die letzte Vorstellung findet dann am 16. November, ebenfalls um 17.00 Uhr, in der Kirche St. Bonifaz in Regensburg (Killermannstraße 26) statt. Hierzu hat der Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer sein Kommen zugesagt und wird zu Beginn das Wort an die Gäste richten.

In seiner Einführung zur aktuellen Inszenierung, die auf einer Übertragung des Werkes durch Professor Dr. Karl Bertau basiert, geht der Münchner Dramaturg Rainer Karlitschek auf die Wirkungsgeschichte des Ackermanns im 20. Jahrhundert ein. Die Bezugnahme der Gründer der Ackermann-Gemeinde auf das Werk sieht er als Bekenntnis: „Kein stilles Leiden, kein einfaches Hinnehmen der Verlusterfahrung, kein Rückzug in die Nischen unbewältigter Trauer, nein, ein Ja zur neuen Situation.“ So sieht Karlitschek auch den viel zitierten Satz des Gründungsvorsitzenden Hans Schütz: „Nichts wird mehr so sein wie es war, aber nichts wird so bleiben wie es ist“ genau „in der Spannung des Ackermanns in der Dichtung von 1400“. So bleibt das Werk des Johannes von Saaz auch nach über 6 Jahrhunderten weiter aktuell. Die laufende Theatertournee ruft dies erneut ins Bewusstsein.

Margareta Klieber

 

Setzen das Werk beeindruckend in Szene:<br/ > Jan Sandro Berner (l.) und Dinah Politiki.