Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt

Weihbischof Dr. Reinhard Hauke, Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge, wendet sich auch in diesem Jahr mit einem Weihnachtsgruß an die Mitglieder und Freunde der Ackermann-Gemeinde:

Im Bethlehemhospital zeigt eine Kinderkrankenschwester der Bischofsdelegation aus Deutschland im Jahr 2007 ein Baby, das aus einer Nomadenfamilie stammt und in das Krankenhaus gebracht wurde, weil es Asthma bekommen hat. Die Ärzte und Schwestern werden sich nach allen Kräften bemühen, die Krankheit zu besiegen, aber was geschieht danach? – das Kind wird wieder im Zelt wohnen und vielleicht bald wieder zur Behandlung im Krankenhaus sein.

Zur Zeit der Geburt Jesu gab es weder ein Hospital mit Krankenschwestern noch eine Herberge. Maria und Josef mussten mit einer ärmlichen Behausung zufrieden sein. Die nahende Geburt des Kindes ließ ihnen keine andere Wahl, als die ärmliche Behausung zu beziehen. Die Gefahr einer Erkältung oder einer anderen Krankheit aufgrund der Armut bestand sicherlich auch im Stall von Bethlehem, denn die Annahme der Menschheit bedeutete ja auch: Annahme aller Schwächen der menschlichen Natur – bis hin zur Leidensfähigkeit.

Das Kaschubische Weihnachtslied macht dem göttlichen Kind das Angebot einer gemütlichen Behausung zur Geburt. Ich bin sicher, dass Jesus dankend abgelehnt hätte. Wenn ich auch verstehen kann, dass der gläubige Christ oder auch jedes empfindsame Kind dem Jesusknaben ein besseres Zuhause wünscht, so muss ich doch auch Verständnis dafür aufbringen, dass es sich für einen anderen Weg entschieden hat – den Weg der Armut, wie er auch für das Kind im Babyhospital von Bethlehem besteht.

Krippe und Kreuz stehen nahe beieinander. Bei einer Krippendarstellung aus Polen, die in einer Erfurter Kirche steht, sieht man über dem Stall die drei Nägel der Kreuzigung und daneben den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse aus dem Paradiesesgarten. Jesus sagt nicht erst am Kreuz sein Ja zur Armut und Schuld des Menschen, sondern sein Weg in Demut und Einfachheit beginnt schon hier in Bethlehem.

Ich bin mir sicher, dass hilflose Kinder im Babyhospital von Bethlehem unter einem besonderen Segen Jesu stehen – und das nicht nur zur Advents- und Weihnachtszeit. Ebenso dürfen wir in den gesunden und kranken Kindern das Spiegelbild des göttlichen Kindes entdecken. In den Kindern können wir „GOTT schauen, wie er ist“ (vgl. 1 Joh 3,2).

Freuen wir uns auf die Gesichter der Kinder an diesem Tag.

Ein krankes Baby im Betlehemhospiz.