Ein Historischer Moment - Msgr. Anton Otte steht als Propst Vyšehrader Kapitel vor

Es war ein Moment von historischer Bedeutung am vergangenen Sonntag in Prag. Die Basilika St. Peter und Paul war bis auf den letzten Platz gefüllt. Zahlreiche Menschen standen. Nach über 150 Jahren steht nun erstmals wieder ein Deutscher aus den böhmischen Ländern dem königlichen Kollegiatskapitel St. Peter und Paul auf dem Vyšehrad in Prag als Propst vor. Die Installation von Monsignore Anton Otte im Rah-men einer feierlichen Vesper übernahm der Prager Erzbischof Dominik Duka.

Als ein besonderes „Zeichen an unsere deutschen Landsleute nach den Jahren der Versöhnung und der neuen Zusammenarbeit“ versteht Duka die Wahl Ottes, welche am 5. September durch die Kanoniker erfolgt war. Dabei betonte er das Verbindende: „Wir sind eine Kirche, wir haben mehr als 1000 Jahre zusammengelebt, unsere Kultur ist aus drei Quellen, von Tschechen, Deutschen und Juden, zusammengewachsen.“ Dies sei eine Verpflichtung und eine Aufgabe, der sich die Kirche auch in Zukunft stellen werde, so der Prager Oberhirte. Dabei verwies er auch darauf, dass bereits dem Kapitel Allerheiligen auf der Prager Burg als Propst der deutsche Priester Prof. Dr. Albert-Peter Rethmann, welcher seit 2010 Geistlicher Bundesbeirat der Ackermann-Gemeinde ist, vorsteht.

Dr. Walter Rzepka, Ehrenvorsitzende der Ackermann-Gemeinde, brachte in seinem Grußwort die große Freude der katholischen Gemeinschaft über Ottes Wahl zum Propst zum Ausdruck: „Dass einer aus unserer Gemeinschaft zum ranghöchsten Prälaten des böhmischen Landes gewählt wurde, ist ein Ereignis von historischer Dimension. Ich darf den hochwürdigen Herren Stiftskanonikern unseren Respekt ausdrücken und Seiner Exzellenz, dem Herrn Erzbischof, dafür danken, dass er die Bedeutung dieses Ereignisses durch die Leitung der Installationsfeier unterstrichen hat.“ Auch er unterstrich die historische Dimension dieser Wahl: „Du bist uns, lieber Toni, in der Vergangenheit immer auf dem Weg der Versöhnung von Tschechen und Deutschen vorangegangen. Viele Menschen guten Willens sind dir gefolgt. So ist es geradezu symbolisch für dein Lebenswerk, dass wir heute mit dir als Deutsche und Tschechen auf diesem geschichtsträchtigen Hügel im goldenen Prag gemeinsam beten. Der Vyšehrad ist der Ort einer nahezu tausendjährigen Geschichte. Möge er doch auch ein Ort der Zukunft sein und den Zielen dienen, die dem neuen Propst so sehr am Herzen liegen.“

Dem Dekan des Vyšehrader Kapitels, Monsignore Dr. Tomáš Holub, zugleich Sekretär der Tschechischen Bischofskonferenz, kam die Aufgabe zu, der versammelten Geistlichkeit und der Kirchengemeinde Ottes Lebenslauf vorzustellen. Er verwies darauf, dass Otte aus politischen Gründen in der kommunistischen Tschechoslowakei das Theologiestudium in Leitermitz/Litoměřice verwehrt blieb. Daher siedelte er im Mai 1960 gemeinsam mit seiner Familie in die Bundesrepublik Deutschland aus. In den Jahren 1960 bis 1966 studierte er Theologie in Königstein, Wien und Bamberg, wo er 1967 die Priesterweihe empfing. Der Vyšehrader Dekan untergliederte Ottes priesterliches Wirken in drei Etappen: die Pfarr-, Schul- und Jugendseelsorge in den ersten Jahren, die Gefängnisseelsorge ab 1980 und seine Tätigkeit in Prag seit 1991. Kardinal Milsolav Vlk war es, der 2001 Otte zum Ehrenkanoniker und 2005 zum residierenden Kanoniker auf dem Vyšehrad ernannte. Holub würdigte besonders das Wirken des neuen Propstes nach der Wende in der Tschechischen Republik, als er die Vertretung der deutschen Ackermann-Gemeinde aufbaute, deren Repräsentant er an der Moldau bis heute ist. „Otte verkörpert in seinem Wirken wie in seiner Person das tief verankerte christliche Bemühen um Versöhnung und Vergebung. Ohne Vergebung und Versöhnung ist ein gutes Zusammenleben weder in einer Familie, noch am Arbeitsplatz und auch nicht unter den Völker möglich,“ so Msgr. Holub.

Unter den Besuchern der Feier waren neben hoher Geistlichkeit und tschechischen Ehrengästen, wie den früheren Außenminister Dr. Cyril Svoboda und den ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Minister a.D. Prof. Dr. Jan Sokol, auch zahlreiche Gäste aus Deutschland. Familie und Freunde, aber auch Visitator em. Monsignore Karl Wuchterl, der Prager Seelsorger für die Deutschen Msgr. Winfried Pilz, der Rohrer Prior Frater Franz Neuhausen und als Vertreter des Erzbistums Bamberg Prälat Luitgar Göller waren an den geschichtsträchtigen ort oberhalb der Moldau gekommen. Die Ackermann-Gemeinde war ebenso mit einer hochrangigen Delegation vertreten wie die Stadt Neuburg an der Donau, welche partnerschaftliche Beziehungen in Ottes Heimatstadt Weidenau/Vidnava pflegt.

ag (Foto: Karel Lojka)

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Der Installation von Propst Otte stand Erzbischof Duka (r.) vor.