„Ein Glaubenszeuge in schwerer Zeit“ - Zum Tod von Erzbischof Karel Otčenášek

„Heute ist ein trauriger Tag, " so Martin Kastler MdEP, Bundesvorsitzender der Ackermann-Gemeinde und CSU-Europaabgeordneter. In der Nacht ist Erzbischof Mons. Karel Otčenášek im Alter von 91 Jahren in Königgrätz/Hradec Králové verstorben. „Wir haben Erzbischof Otčenášek immer als einen offenen und menschlichen Gesprächspartner erlebt. Sein Glaubenszeugnis in schwerer Zeit wird uns stets ein großes Vorbild bleiben.“ Mit diesen Worten würdigt die Ackermann-Gemeinde und ihr Bundesvorsitzender Martin Kastler Erzbischof Mons. Karel Otčenášek.

Trotz schwerer Umstände konnte die Ackermann-Gemeinde mit Otčenášek auch in kommunistischer Zeit eine enge Zusammenarbeit gestalten. Mit der Wende konnte die über Jahrzehnte im Verborgenen geleistete Hilfe und erfolgten Begegnungen an die Öffentlichkeit getragen werden. „Der Ackermann-Gemeinde war er in seinem Bischofshaus immer ein herzlicher Gastgeber und in Deutschland ein gefragter Gesprächspartner und Gast, “ erinnert Kastler an zahlreiche Begegnungen des katholischen Verbandes nach der Wende mit dem Königgrätzer Bischof.

In den Gesprächen hätten von Anfang an auch strittige Fragen der Geschichte erörtert werden können, dabei sei aber nie der Blick für die aktuellen pastoralen und gesellschaftlichen Herausforderungen verloren gegangen. „Gemeinsam war uns am Aufbau schulischer Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft gelegen“, so Kastler. Die Ackermann-Gemeinde wird im stets ein ehrendes Gedenken bewahren. Möge er ruhen in Frieden.

Karel Otčenášek wurde am 13. April 1920 in České Meziříčí geboren. 1939 begann er das Theologiestudium in Königgrätz, setzte es dann nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in Rom fort. Nach der Priesterweihe 1945 kehrte er in seine Heimat zurück. 1950 wurde er ohne staatliche Zustimmung zum Bischof geweiht. Es folgte die Verhaftung, eine mehr als 10jährige Haft als politischer Gefangener, Berufsverbot und eine Tätigkeit als Arbeiter in einer Molkerei. Direkt nach der Wende wurde er von Papst Johannes Paul II. am 21. Dezember 1989 zum Bischof von Königgrätz ernannt und füllte dieses Amt bis 1998 aus. 1998 verlieh ihm der Papst den persönlichen Titel Erzbischof. In der Tschechischen Bischofskonferenz war er unter anderem Vorsitzender der Kommission Justitia et Pax. Im Jahre 2000 gab er in dem Buch „Kamínky – Mosaiksteinchen“ Zeugnisse über die Christenverfolgung in den Zeiten der kommunistischen Totalität heraus, das auch autobiographische Erinnerung beinhaltet. Bereits im Dezember 1999 konnte Erzbischof Otčenášek Papst Johannes Paul II.. ein Arbeitsexempalr der tschechischen "Mosaiksteinchen" überreichen (s. Foto). Otčenásek erhielt mehrere Auszeichnungen und Ehrungen. Der tschechische Präsident Václav Havel verlieh ihm 1995 den Tomáš-Masaryk-Orden erster Klasse für seine Verdienste um die Demokratie und Menschenrechte.

Das Requiem mit anschließender Beisetzung wird am Freitag, den 3. Juni, um 10 Uhr in der Kathedrale Heiliger Geist in Königgrätz/Hradec Králové, sein.

Offizielle Todesanzeige (in tschechischer Sprache)

Erzbischof Otčenášek (l.) bei Papst Johannes Paul II.