Den Vertriebenen und Flüchtlingen unserer Tage helfen

Nicht in der Basilika St. Anna, die wegen Renovierung noch bis 2014 geschlossen ist, sondern daneben im Kirchenzelt feierten heuer die Sudetendeutschen auf Einladung von Ackermann-Gemeinde und Sudetendeutschen Priesterwerk ihre traditionelle Wallfahrt nach Altötting. Diese geht, wie Offiziator Pater Angelus Waldstein OSB aus Ettal bei der Marienfeier am Nachmittag bemerkte, bis ins Jahr 1946 zurück. Auch dieses Mal nahmen eine stattliche Abordnung von Trachtenträgern sowie mehrere Bannerträger an der Wallfahrt teil.

Strahlender Sonnenschein war der Sudetendeutschen Wallfahrt, die unter dem Leitwort „Heimat im Glauben“ steht, wieder beschieden. Daher gehört ein kleiner Plausch oder kurzer Ratsch vor dem Gottesdienst einfach dazu. Wie der Vertreter der in Altötting wirkenden Franziskaner verwies auch die Passauer Diözesanvorsitzende der Ackermann-Gemeinde Ilse Estermaier auf die Bedeutung des Zeltes als Ausdruck des wandernden und pilgernden Gottesvolkes bzw. des Pilgerweges der Menschen. „Altötting ist uns zur Heimat im Glauben geworden“, fasste sie zusammen und hieß neben den Zelebranten der Eucharistiefeier ganz besonders den Sprecher der Sudetendeutschen Landsmannschaft Bernd Posselt MdEP willkommen.

Beziehungsgeflecht wurde zerrissen

In seiner Predigt schilderte der Hauptzelebrant des Gottesdienstes, der Vorsitzende des Sudetendeutschen Priesterwerks Monsignore <st1:PersonName w:st="on">Karl Wuchterl</st1:PersonName>, seine erste Fahrt in die damalige Tschechoslowakei im Jahr 1966 mit der Familie. „Das ist nicht meine Heimat“, zitierte er eine Aussage seiner Mutter. Und daraus folgerte der Geistliche: „Zur Heimat gehört mehr als Land und Besitz, die Beziehung zu Verwandten, Freunden, Nachbarn und die Sprache“. Und dieses Beziehungsgeflecht sei, so Monsignore Wuchterl, durch die Vertreibung zerrissen worden, dadurch seien die Vertriebenen einsam und heimatlos geworden. Doch er verwies auch auf das Knüpfen neuer Kontakte – auch durch die Wallfahrten nach Altötting oder an andere Orte, die zu „Festen des Wiedersehens“ wurden mit den vertrauten Gebeten und Liedern. „Hier war Platz und Raum, um vor Gott und Maria sein Herz auszuschütten, seine Klagen und auch Bitten hinzutragen. Und die Menschen sind getröstet, gestärkt und ermutigt in ihre neuen Heimatorte zurückgekehrt“. Monsignore Wuchterl würdigte das Verdienst der Vertriebenen am Aufbau Deutschlands, wozu aber auch die Einheimischen beigetragen hätten. Und angesichts vieler neuer Vertriebenen und Flüchtlinge heute, deren „Situation meist genauso schwierig wie die unsere“ sei, ermunterte er die Gottesdienstbesucher, „den Vertriebenen und Flüchtlingen unserer Tage zu helfen“. Und mit Blick auf das Sonntagsevangelium von der Auswahl der 72 Jünger appellierte er, auch als Laie „Zeugen für das Evangelium Christi zu sein.“

Situation des Abgrundes und Nichtverstehens

Die Marienfeier mit dem Totengedenken gestaltete der Benediktinerpater Angelus Waldstein aus Ettal, der diese Aufgabe in der Vergangenheit schon mehrmals übernommen hatte. Daher setzte er auch seine Meditationsreihe „Dreimal drei Tage von Jesus getrennt“ fort und widmete sich dieses Mal der Episode, als Maria und Josef ihren Sohn Jesus suchen und den Zwölfjährigen im Tempel beim Studium der Heiligen Schrift und der Propheten wieder finden. Anhand eines Bildes vom Naumburger Dom vertiefte Pater Angelus diese Episode, deren zentraler Punkt die Antwort Jesu ist: „Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“ Die Verbindung zu Gott (Vater) und die Erfüllung von dessen Willen standen damit bereits in den Jugendjahren Jesu im Mittelpunkt, was sich später (z.B. Verklärung auf dem Berg Tabor) mehrmals wiederholte. Und Maria sei, so der Pater, auch hier in das Heilswirken Jesu mit einbezogen, auch wenn dies für sie „eine Situation des Abgrundes und Nichtverstehens“ gewesen sei. Ähnlich verhalte es sich bei den Vertriebenen, die durch den Glauben Trost in Bezug auf das harte Schicksal gefunden haben.

Nach der Marienfeier zogen die Wallfahrer, begleitet von der Musikkapelle Altötting, in einer feierlichen Prozession hinauf zur Gnadenkapelle. Hier dankte der Bischöfliche Administrator und Wallfahrtsrektor Prälat Ludwig Limbrunner den Wallfahrern sowie den Mitarbeitern dafür, dass die Sudetendeutsche Wallfahrt lebendig bleibt. Mit dem „Großer Gott, wir loben dich“ und „Segne du Maria“ endete die diesjährige Wallfahrt.

Markus Bauer

Wallfahrtsmesse im Zelt wegen Renvoierung<br/ >der Basilika in Altötting.