Bündnis für Demokratie und Toleranz ehrt Junge Aktion

 

 

 

 

Der Jugendverband sorgt für Verständigung zwischen Ost und West

Für ihr Engagement in der deutsch-tschechischen Jugendarbeit wurde die Junge Aktion der Ackermann-Gemeinde vom „Bündnis für Demokratie und Toleranz“ geehrt. Beeindruckt zeigte sich Gabriele Fograscher, Beiratsmitglied des Bündnisses und Bundestagsabgeordnete, über den Einsatz des Jugendverbandes für eine gleichberechtigte Partnerschaft zwischen Ost und West: „Mit der EU-Osterweiterung sind die Grenzen zwischen den Ländern zwar gefallen, aber ein richtiges Miteinander kann nur stattfinden, wenn man sich begegnet.“ Begegnungen und damit der kulturelle, religiöse und soziale Austausch sind der Jungen Aktion ein Anliegen. Der Jugendverband, der von Vertriebenen aus Böhmen, Mähren und Schlesien nach dem zweiten Weltkrieg gegründet wurde, veranstaltet Seminare, Workcamps, Fahrten und Studienwochen für Jugendliche und junge Erwachsenen aus Deutschland, Tschechien und der Slowakei.

Weitaus jünger sind die Kinderfreizeiten. Von einer „echten Erfolgsgeschichte“, spricht Dorothee Schuchardt, langjährige Leiterin des Jugendbildungsreferates der Jungen Aktion, wenn es um „Plasto Fantasto“ geht. Diesen Namen trägt die Kinderwoche, die seit elf Jahren, jeden Sommer in Haidmühle, an der tschechischen Grenze, stattfindet. „Am Anfang gab es etwa 30 Teilnehmer, heute sind es an die 70“, berichtet Schuchardt. Der fünfzehnjährige Moritz Richter aus Regensburg hat an „Plasto Fantasto“ schon fünfmal teilgenommen. Ihn fasziniert besonders die Kommunikation mit Kindern und Jugendlichen aus anderen Ländern: „Wir denken oft das gleiche, ohne die selbe Muttersprache zu sprechen.“ Die Kommunikation stellt die Teilnehmer vor echte Herausforderungen: Ein paar Brocken Englisch hier, ein paar Worte Tschechisch dort. „Wenn dann immer noch Dinge ungeklärt sind, helfen Hände und Füße“, sagt der Schüler. Neben einer größeren Teilnehmerzahl hat sich „Plasto Fantasto“ auch inhaltlich weiterentwickelt. „Am Anfang waren wir wandern und haben mit den Kindern gespielt“, berichtet Schuchardt. Heute sind die Treffen wesentlich thematischer. Mit „Sitten und Bräuche“, „Armut“ und „Migration“ haben sich die Kinder und Jugendliche schon auseinandergesetzt. Die Themenvorschläge kamen allerdings nicht immer nur von den Leitern. „Die Teilnehmer haben selbst Fragen gestellt und Vorschläge gemacht“, erzählt Margareta Klieber von der Ackermann-Gemeinde. Bei manchen hat „Plasto Fantasto“ einen so nachhaltigen Eindruck hinterlassen, dass sie mit der Freizeit eng verbunden sind. „Wir hatten schon einige, die ein paar Jahre später als Leiter zurück kamen“, sagt Schuchardt.

Als einen „kleinen Spiegel der Gesellschaft“ bezeichnet die ehemalige Jugendbildungsreferentin „Plasto Fantasto“, denn seit 2001 sind bei den Sommerwochen auch Kinder mit Migrationshintergrund dabei. Die „Augsburger Kids“, wie sie kurz genannt werden, wohnen zusammen mit ihren Familien im Augsburger Asylbewerberwohnheim. Die Eltern, meist politische Flüchtlinge, stammen aus Ländern wie Syrien oder dem Irak. „Im Wohnheim gibt es nur wenig Freizeitmöglichkeiten“, berichtet Schuchardt. Deswegen ist „Plasto Fantasto“ ein Ereignis, auf das die Migrantenkinder „hinfiebern“. Obendrein finden sie dort die Möglichkeit ihre Sprachkenntnisse zu verbessern und sich in eine andere Gruppe zu integrieren. Im Wohnheim selbst leben sie mit ihren Familien oft in nur einem Raum und verbringen die meiste Zeit in Cliquen mit anderen Migrantenkindern.

Neben der Jungen Aktion, die von Barbara John, der ehemaligen Ausländerbeauftragten des Berliner Senats vorschlagen wurde, wurden auch eine ganze Reihe anderer Initiativen und Gruppierungen ausgezeichnet. Eines davon ist beispielsweise das Bürgerforum Gräfenberg. Die Bürgerinitiative wehrt sich mit Sitzblockaden und Zeitzeugen-Vorträgen gegen Aufmärsche der NPD und deren Verteilung von rechtsextremistischen Gedankengut an Kinder und Jugendliche in der Gemeinde. Eine weiterer Preisträger ist der Förderverein Gemeinsam Mensch. Die Gruppe, bestehend aus Menschen mit und ohne Behinderung, wurde für das Projekt „Perspektivenwechsel“ geehrt. An Schulen und Kindergärten klären sie junge Menschen über Behinderungen auf und lassen sie nacherleben, wie es ist, in einem Rollstuhl zu sitzen oder blind zu sein. Die Israeltische Kultusgemeinde München und Oberbayern erhielt einen Preis unter anderem dafür, dass sie 30 Jugendlichen die Gelegenheit bot, in fünf unterschiedlichen Städten Europas, jüdisches Leben kennen zu lernen.

Das „Bündnis für Toleranz und Demokratie - gegen Rechtsextremismus und Gewalt“, wie es offiziell heißt, wurde im Jahr 2000 vom Bundesministerium des Inneren und der Justiz gegründet. „Leider gehören Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung zur Realität“, stellt Alfred Hartenbach, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesjustizministerium fest. Der Staat hätte auch seine Grenzen und könne Toleranz nicht verordnen, so Hartenbach. Das Ziel des Bündnisses ist es deshalb, die Bürger zum Einsatz für Demokratie und Toleranz zu ermutigen. Beispielhaft wurden hierfür die sieben Projekte in Bayern ausgezeichnet.