Brücke zwischen Ost und West gebaut

„Eine Brücke zwischen Ost und West, zwischen Deutschen und Tschechen“ hat die Partnerschaft zwischen der Ackermann-Gemeinde der Erzdiözese Freiburg mit dem Bistum Pilsen gebaut. Davon ist Erzbischof Dr. Robert Zollitsch überzeugt.

Zum 20. Jahrestag der Partnerschaftsgründung gratulierte der Erzbischof von Freiburg in einem Grußwort. Darin heißt es: „Mit Ihrer ersten offiziellen Begegnung in Pilsen im Herbst 1993 – im 600. Todesjahr des heiligen. Johannes von Nepomuk – legten Sie den Grundstein für eine beständige Partnerschaft, die, getragen vom gemeinsamen Glauben, bis heute reiche Frucht hervorbringt.“ So sei in der Partnerschaft „nach den verletzenden Erfahrungen auf beiden Seiten durch NS-Diktatur, Flucht und Vertreibung“ neben der Zusammenarbeit besonders die Begegnung der Menschen wichtig. Die Feierlichkeiten zu diesem Jubiläum sind am 3. – 6. Oktober in Pilsen.

Bei gegenseitigen Besuchen, gemeinsamen Tagungen und Gottesdiensten habe die Partnerschaft Menschen aus beiden Ländern zusammengeführt und ihnen die Möglichkeit gegeben, „sich in ihren Gemeinsamkeiten und Unterschieden kennenzulernen, Vorurteile abzubauen und einander zu verstehen“. Der Erzbischof schreibt: „Im Dialog, im partnerschaftlichen Handeln und im Gebet konnten so aus der Partnerschaft zwischen zwei Institutionen Freundschaften zwischen Menschen erwachsen, die weit über Landes- und Sprachgrenzen hinweg reichen. Europa wächst zusammen.“


Auch der Bundesvorsitzende Martin Kastler, MdEP gratuliert dem Bistum Pilsen und der Ackermann-Gemeinde in der Erzdiözese Freiburg zur erfolgreichen Partnerschaft:

"In diesem Jahr feiert das Bistum Pilsen sein 20-jähriges Bestehen. Hierzu gratuliere ich dem Pilsner Bischof František Radkovský und allen Gläubigen des Bistums sehr herzlich. Als westlichstes Bistum unseres Nachbarlandes ist es uns nicht nur geografisch nah. Viele Orte im Pilsner Bistum, insbesondere Wallfahrtsorte, verbinden unsere Völker und sind seit der Wende von 1989 zu Orten der lebendigen Begegnung tschechischer und deutscher Christen geworden. So sind beispielsweise das Kloster Tepl/Teplá, Maria Kulm/Chlum Svaté Maří, Kladrau/Kladruby und Maria Stock/Skoky auch eng mit der Begegnungs- und Partnerschaftsarbeit der Ackermann-Gemeinde verbunden.

Die herzliche Gastfreundschaft des Bistums durften wir im Jahr 2009 mit unserem ersten deutsch-tschechischen Bundestreffen auf böhmischem Boden erleben. Mit über 500 Teilnehmenden – Deutsche und Tschechen aller Generationen – belebten wir für vier Tage die Stadt, die weit mehr an Kultur, historischen Reichtümern und Lebensqualität zu bieten hat, als das ihr zu Unrecht anhaftende Image einer Industriestadt vermuten lässt. Dies wird im Jahr 2015, in dem Pilsen den Titel „Europäische Kulturhauptstadt“ tragen wird, für alle sichtbar werden.

In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist viel geschehen, was unsere Völker einander nähergebracht hat. Zahlreiche Gesten der Versöhnung haben Lasten aus der Vergangenheit abgetragen. Besonderen Anteil hieran hat auch Bischof František Radkovský, dem wir als Ackermann-Gemeinde hierfür im Rahmen unseres Bundestreffens 2009 die Versöhnungsmedaille unserer Gemeinschaft verliehen haben. Mit dem EU-Beitritt der Tschechischen Republik 2004 gehören wir einer staatenübergreifenden Gemeinschaft an und arbeiten enger als je zuvor zusammen. Mit der Fertigstellung der Autobahn Nürnberg-Pilsen und dem Ende der Grenzkontrollen sind auch die Wege zueinander kürzer geworden.

Europas Erfolgsbilanz als Friedensstifter, Binnenmarkt, Demokratie und wichtiger Akteur der Weltpolitik kann sich sehen lassen. Die europäische Integration seit 1945 ist die größte und erfolgreichste Friedensgeschichte der vergangenen Jahrzehnte. Die Einheit Europas in Vielfalt bleibt eine andauernde Aufgabe für alle Bürger – für Kirchen, Gewerkschaften, Verbände und Parteien. Gerade als Christen haben wir einen besonderen Auftrag, Trennendes zu überwinden und Brücken zu bauen. Unser Engagement für Frieden, Freiheit, soziale Marktwirtschaft und christliche Werte bleibt gefragt – in und für Europa.

Genau dies geschieht seit nunmehr 20 Jahren in vorbildlicher Weise in der Partnerschaft unseres Diözesanverbandes Freiburg mit dem Pilsner Bistum. Mein Dank gilt allen, die diese Partnerschaft initiiert haben und allen, die sie Tag für Tag mit Leben füllen. Diese Festschrift dokumentiert viele dieser Aktivitäten. Sie schaffen Orte der Begegnung, machen Europa erlebbar und ermöglichen Solidarität auf Basis des christlichen Glaubens.

Ich freue mich auf die weiteren Früchte unserer Partnerschaft zwischen Freiburg und Pilsen. Einer Partnerschaft, die in ihrer Herzlichkeit und Lebendigkeit vorbildlich ist für das enge Miteinander von Tschechen und Deutschen in der Mitte Europas."



Grußwort von Bischof František Radkovský zum Downloaden hier.
Grußwort von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch zum Downloaden hier.