Birgitt Fischer präsentierte „sau-gute Kunst“ beim kulturzoom der Ackermann-Gemeinde

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am 75-Jahr-Jubiläum der Ackermann-Gemeinde Anfang August auf dem Vyšehrad in Prag konnten sich bereits – im wahrsten Sinne des Wortes – ein Bild von der Kunst Birgitt Fischers machen. Denn die in Prag lebende deutsche Künstlerin bot eine Ausstellung beim dortigen deutsch-tschechischen Picknick. Wer nicht in Tschechiens Metropole war, konnte sich nun beim jüngsten kulturzoom der Ackermann-Gemeinde unter dem Titel „Die Kunst ist eine Sau“ einen Eindruck verschaffen. Diese Gelegenheit nahmen rund 75 Frauen und Männer aus mehreren Generationen an 49 Bildschirmen wahr.

Auf die erfolgreiche Begegnung der Ackermann-Gemeinde in Prag wies auch Moderatorin Sandra Uhlich eingangs in ihrer Begrüßung hin und stellte die Künstlerin kurz vor. In den Jahren 2008 bis 2014 studierte Birgitt Fischer an der Akademie der Künste in Prag bei Professor Milan Knížák. Ihre Berufserfahrung als Bauzeichnerin, kombiniert mit der Optik von Computergrafiken der 1990er Jahre und der Idee der Konstruktion der Welt in einem großen Raster, inspirierte sie zu ihren modernen Werken und Skulpturen. Inhaltlich setzt sich Fischer konkret mit ihrer Umgebung auseinander, das deutsch-tschechische Element ist ein natürlicher Teil ihrer Werke.

Zunächst schilderte Fischer kurz ihren Weg zur Kunst und zu ihrer ganz speziellen Form. Eine internationale, dreiwöchige Sommerakademie in Salzburg habe ihr sehr gut gefallen und den Ausschlag gegeben, diesen Schritt zu wagen – verbunden mit dem Studium bei Professor Knížák, der bekanntlich zu den wichtigsten Vertretern der Fluxus-Bewegung zählt und auch in den USA bekannt ist. In den 1990er Jahren war er Rektor der Akademie der Künste und besaß ein eigenes intermediales Studio. Von ihm fühlt sich Fischer stark beeinflusst, Ausstellungen zeigte sie bisher neben Tschechien und Deutschland auch in Polen und in Indien. Beinahe wie ein roter Faden zieht sich das Thema „Heimat“ durch ihr Werk, eine Ausstellung war ausschließlich diesem Aspekt gewidmet. Ein Charakteristikum ihrer Werke sind die Raster, die in unterschiedlicher Gestalt fast immer vorkommen. Doch auch sie selbst bringt sich oft in ihre Bilder ein oder verwendet einen Avatar.

Den Titel ihres Vortrags „Die Kunst ist eine Sau“ leitete sie von dem bekannten Spruch ab, wonach jede Woche eine andere Sau durchs Dorf getrieben werde. Im übertragenen Sinn könne das auch auf „immer neue Künstlergruppen“ bezogen werden. „Man will dabei sein, aber auch seinen eigenen Weg und Stil finden“, bekannte sie freimütig.

Nach diesen einführenden Erläuterungen gab es einen Querschnitt ihres Schaffens zu sehen: die dreiteilige Installation ihrer Masterarbeit, das Opus mit deutsch-tschechischen Wortpaaren, die Figur auf dem Prager Fernsehturm, Birgitt auf der Burg, das politische Raumschiff oder die „Robotinnen“, die auf dem Theaterstück „R.U.R.“ von Karel Čapek beruhen. Gleichermaßen zum Schmunzeln und Nachdenken sind etwa die „Deutschen Stereotypen“ – „die sind mir begegnet“, meinte die Künstlerin zu den 13 dargestellten Charakteristika, wo jeweils ihr Konterfei einem Wesenszug zugeordnet ist. „Ich bin einfach ich; trotzdem wurden mir verschiedene Rollen zugeschrieben“, erklärt sie zu diesem Werk.

Dem Thema „Heimat“ näherte sie sich in verschiedenen Ansätzen: anhand Trachten oder auch mit einer Großväter-Reihe. Die Vielfalt und den Variantenreichtum zeigen auch die Schmetterlinge, deren Ausgangspunkt die Gedichte von Inger Christensen aus dessen Werk „Das Schmetterlingstal. Ein Requiem“ waren. „Superholy“ nannte Fischer dann eine Ausstellung in einer kleinen barocken Kapelle in Prag mit grafischen Bildern, die an Ikonen erinnerten, und Engelfiguren. Mit „Free Puppets“ rief sie die Zeit in Erinnerung, als Künstler nicht frei ausstellen durften. Vor allem Innenhöfe bespielte sie quasi mit ihren „befreiten Puppen“. Immer wieder dienen ihr aktuelle Trends oder Entwicklungen als Motiv für ihre Kunstwerke: sei es die Mode, die mit ihren Figuren gut dargestellt werden kann, oder die Silhouette von Baukränen, die sich in einer Figur wiederfindet.

In der Regel schafft Fischer Kleinzyklen oder Gruppenbilder. „Die Aussage mit nur einem Bild klappt nicht. Es geht auch um einen Dialog der Bilder“, bekräftigt sie ihr Herangehen. Digitale Aspekte nehmen inzwischen einen immer breiteren Raum in ihren Werken ein. Man darf also auf ihre künftigen Arbeiten gespannt sein.

Markus Bauer

„Free Puppets“ Birgitt Fischer
Impressionen der Ausstellung und des Projekts „Free Puppets“
Birgitt Fischer
Die Künstlerin Birgitt Fischer bei ihrem Vortrag.
"Die Kunst ist eine Sau"
Titel "Die Kunst ist eine Sau"
kulturzoom
Ein Teil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer am kulturzoom mit Birgitt Fischer.
Stereotype Birgitt Fischer
Zwei ihrer Werke: Deutsche Stereotypen und Wortpaar-Installation.
Die Kulturarbeit der Ackermann-Gemeinde im Institutum Bohemicum wird gefördert durch das Bayerische Staasministerium für Familie, Arbeit und Soziales.