Beim „nepomukzoom“ gab es vielfältige Informationen zum Brückenheiligen

Einen außerplanmäßigen zoom bot die Ackermann-Gemeinde Mitte Mai zum Festtag des Heiligen Johannes von Nepomuk, der vor 300 Jahren seliggesprochen wurde. Dazu waren an 68 Bildschirme in Deutschland und Tschechien an die einhundert Personen zugeschaltet. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bekamen Informationen über den Brückenheiligen und Wissenswertes über die zahlreichen Bezüge der Ackermann-Gemeinde zu dem bekannten Heiligen.

Im Jahr 1393 hatte König Wenzel IV. Johannes von Nepomuk, den Generalvikar des Bistums Prag, foltern und von der Moldau-Brücke stürzen lassen, da er der Legende nach das Beichtgeheimnis wahrte. In Erinnerung an den „Brückenheiligen“ begeht traditionell die Ackermann-Gemeinde in mehreren Diözesen eine Nepomukfeier mit Gottesdienst und Lichterschwimmen. Da angesichts der aktuellen Lage lediglich Gottesdienste und keine weiteren Feiern und Begegnungen möglich waren, wurde zu einem nepomukzoom mit unterschiedlichen Beiträgen ins Programm genommen – auch auf besonderen Wunsch einiger Diözesanverbände.

Moderator Rainer Karlitschek bezeichnete Heilige als „Partner und Mutmacher vor Gott“, als Menschen, die ihr „Leben auf Gott ausgerichtet haben, nahe an Gott herankommen“. Besonders Johannes von Nepomuk sei ein Heiliger, der mit seiner Vita der Ackermann-Gemeinde sowie Böhmen und Mähren nahesteht. Einige dieser Bezüge wurden in den Beiträgen der online-Begegnung vorgestellt und vertieft.

Den Heiligen Johannes von Nepomuk und dessen anschließende Verehrung stellte Pfarrer Klaus Oehrlein vor, Geistlicher Beirat der Ackermann-Gemeinde im Bistum Würzburg, die sonst zum Nepomuk-Gedenktag eine Prozession zur Alten Mainbrücke und ein Lichterschwimmen auf dem Main veranstaltet. Anhand vieler Bilder stellte er die zentralen Kennzeichen Nepomuks – Sternenkranz, Mozetta, Birett, Chorhemd, Kreuz – vor und interpretierte Nepomuks Patronat für die heutige Zeit: gegen Mobbing, Shitstorm, Hass-Mails und Fake News. Mittels neun Bildtafeln beschrieb Oehrlein das Leben und Wirken des im Jahr 1345 im westböhmischen Pomuk geborenen Heiligen, der 1380 zum Priester geweiht wurde und dessen Tätigkeit in die Zeit des Großen Abendländischen Schismas fiel. Ein konfliktreiches Thema damals war die Einsetzung kirchlicher Amtsträger durch den König oder Kaiser, in das letztlich auch Johannes von Nepomuk hineingezogen wurde, durch Gründung des Bistums Kladrau, für das aber nicht der Bischof-Wunschkandidat des Königs gewählt wurde. Die Nepomuk-Legende basiert jedoch auf der Beichte der Königin-Gattin Sophie, da Johannes von Nepomuk am Beichtgeheimnis festhielt und dem König nichts über den Inhalt sagte. Diese Ereignisse im Jahr 1393 hatten die Festnahme, Folter und schließlich den Martertod Johannes von Nepomuk zur Folge – die neun von Oehrlein präsentierten Bilder zeigten dies eindrucksvoll bis hin zum Begräbnis im Prager Veitsdom. In den weiteren Ausführungen ging der Geistliche auf die Verehrung ein, beginnend mit dem Sieg der Katholiken bei der Schlacht am Weißen Berg. Von da an wurde Johannes von Nepomuk nun in Böhmen und in vielen Regionen Europas Patron für unterschiedliche Bereiche, im Jahr 1683 fand die erste Nepomukfigur auf der Karsbrücke in Prag Platz. Durch die Jesuiten gelang die Verehrung sogar bis nach China, die Selig- und Heiligsprechung folgten 1721 und 1729. Der Würzburger Geistliche ging auch auf die Rezeption im 19. Jahrhundert (Aufblühen des Tschechisch-Nationalen – Nepomuk als Symbol der Dunkelheit, des Negativen), im Jahr 1938 (Anschluss des Sudetenlandes – Nepomuk als Verkörperung des Böhmischen, das jetzt besiegt sei) und während des Kommunismus (Nepomuk als Ansprechpartner für die freiheitlichen Rechte der kleinen Leute) ein. Nach der Samtenen Revolution, ab 1989, sei Johannes von Nepomuk dann auch in der Tschechoslowakei und später in Tschechien wieder rehabilitiert worden. Zum Abschluss ging Pfarrer Oehrlein auf die Bezüge Würzburgs zu Nepomuk sowie dessen Umfeld ein. In der Mainstadt gibt es bereits seit dem frühen 18. Jahrhundert die Tradition des Lichterschwimmens. Ebenso sprach er die historischen Hintergründe des Würzburger Rathaussaales mit einem „Doppeladler“ an, der auf den deutschen und böhmischen König Wenzel (1376-1400) zurückgeht, der sein Versprechen der Reichsfreiheit der Stadt nicht eingelöst hatte.

Nach so viel Informationen war etwas Entspannung angebracht – mit einem von den zwei Musikern Zdeněk Talácko und Jan Bukovský (beide Gitarre, Gesang) per Video und in der Kirche „St. Johannes von Nepomuk am Felsen“ in Prag eingespielten Nepomuk-Lied. Das erste dargebotene Lied wurde vom früheren Seelsorger der deutschsprachigen katholischen Pfarrei in Prag, Msgr. Winfried Pilz, getextet und komponiert. Ein traditionelles tschechisches Nepomuk-Lied folgte später.

Der jetzige, seit nunmehr acht Monaten in dieser Pfarrgemeinde wirkende Pfarrer Thomas Hüsch war auch Gast des nepomukzooms und schilderte seine bisherigen Erfahrungen. Das Gotteshaus ist übrigens die Kirche „Sankt Johannes Nepomuk am Felsen“ mit der Holzstatue des Heiligen. Diese sei die Vorlage für die berühmte Statue auf der Karlsbrücke gewesen, berichtet der Seelsorger sehr stolz. Er hofft mit den sinkenden Inzidenz-Zahlen allmählich „ein Stück Normalität“ zu erreichen und freue sich auf geplante Begegnungen mit der Ackermann-Gemeinde im Sommer.

Bezüge zum Heiligen Johannes von Nepomuk und zum Bistum Pilsen/Plzeň hat die Ackermann-Gemeinde im Erzbistum Freiburg. Der Diözesanvorsitzende, Roland Stindl, berichtete von der im Jahr 1993 zum 600. Todesjahr des Johannes von Nepomuk durchgeführten Wallfahrt zu mit dem Heiligen verbundenen Orten und Stätten. Im selben Jahr wurde auch das westböhmische Bistum Pilsen gegründet, was auch den Beginn der Partnerschaft bedeutete. Ebenso erinnerte Stindl an das am 15. Mai 1993 erstmals in Ettlingen durchgeführte Nepomuk-Gedenken, das seither jährlich mit namhaften Zelebranten beim Festgottesdienst stattfindet. Ebenso gehört seitdem die Lichterprozession dazu, die den verfolgten Christen gewidmet ist, und natürlich das Lichterschwimmen – hier in Form eines Holzgestells mit fünf brennenden Fackeln. Die abschließende Nepomukfeier ist dann, so der Diözesanvorsitzende, „ein weiterer Ort der Begegnung mit Christen aus dem Bistum Pilsen“, welches coronabedingt 2020 und 2021 leider ausfallen musste. Nicht unerwähnt blieb das vom früheren Diözesanvorsitzenden Werner Tampe erstellte Buch „Von Böhmen nach Baden“. Historische Verbindungen zwischen diesen beiden Regionen zeigte Klaus Zeller, Mitglied der Diözesanführung, anhand Prinzessin Sibylla Augusta von Sachsen-Lauenburg auf. Sie wuchs im böhmischen Schlackenwerth/Ostrov nad Ohří auf, die Ehe mit Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden führte sie nach Baden. Eine ihrer bis heute sichtbaren Werke ist die Kapelle im Schloss zu Ettlingen, die sie dem Heiligen Nepomuk widmete. Die Fresken hat Cosmas Damian Asam geschaffen. Der Saal des Schlosses ist heute Veranstaltungsort der Nepomukfeier.

Den Abschluss des Nepomuk-Zooms bestritten zwei Priester. Der heutige Seelsorger im tschechischen Ort Nepomuk, Pfarrer Dr. Jiří Špiřík, betonte in seinem Grußwort, dass der Heilige Johannes von Nepomuk insbesondere Patron für Menschen ist, die unterwegs sind – und das seien ja alle Christen. Er bedauerte, dass wegen der Corona-Pandemie die Feierlichkeiten zu 300 Jahre Seligsprechung eingeschränkt sind. Geplant sind jedoch am 30. Mai ein Pilgergottesdienst, eine Ausstellung, ein Open-Air-Konzert mit einer Opernsängerin und ein Programm für Kinder. Mit dem Segen von Pfarrer Bohuslav Švehla, dem Pfarrer der tschechischen katholischen Gemeinde München, endete nach gut 90 Minuten dieser außerordentliche Zoom zu Ehren des Heiligen Johannes von Nepomuk.

Markus Bauer

Das Programm in Nepomuk zum Jubiläum 300 Jahre Seligsprechung (in tschechischer Sprache): http://www.svatynepomuk.cz/nepomuk-2021/

Rainer Karlitschek nepomukzoom
Moderator Rainer Karlitschek bei der Begrüßung und Einführung.
Pfarrer Klaus Oehrlein Ackermann-Gemeinde Würzburg
Pfarrer Klaus Oehrlein informierte über die Vitaa und die Verehrungsgeschichte des Brückenheiligen.
Johannes von Nepomuk
Einen "Comic" aus der Barockzeit präsentierte Pfarrer Klaus Oehrlein. Diese Bildtafel zeigt, wie Johannes von Nepomuk in die Moldau geworfen wird.
Jan Bukovský Zdeněk Talácko
Die Musiker Jan Bukovský und Zdeněk Talácko steuerten ein modernes deutsches und ein traditionelles tschechisches Nepomuk-Lieder bei. Dieses hatten sie in der Kirche "St. Johannes Nepomuk am Felsen" in Prag aufgenommen.
Thomas Hüsch
Pfarrer Thomas Hüsch schilderte seine bisherigen Eindrücke als Seelsorger der deutschsprachigen katholischen Pfarrei in Prag.
Klaus Zeller
Klaus Zeller vom Vorstand der Ackermann-Gemeinde im Erzbistum Freiburg stellte die böhmischen Bezüge von Prinzessin Sibylla Augusta von Sachsen-Lauenburg vor.
Jiří Špiřík Nepomuk
Der heutige Seelsorger im tschechischen Ort Nepomuk, Pfarrer Dr. Jiří Špiřík, übermittelte ein Grußwort.
Bohuslav Švehla
Den abschließenden Segen spendete Pfarrer Bohuslav Švehla, der Leiter der tschechischen katholischen Gemeinde München.