25 Jahre Tschechische Christliche Akademie

Die Tschechische Christliche Akademie (Česká křesťanská akademie) in Prag konnte am vierten Adventswochenende ihr 25-jähriges Bestehen feiern. Die Ackermann-Gemeinde ist mit der Akademie von Beginn durch eine enge und intensive Partnerschaft verbunden. Zur Jubiläumskonferenz konnte Präsident Msgr. Prof. Dr. Tomáš Halík neben den beiden Prager Kardinälen Dominik Duka und Miloslav Vlk auch Vertreter der Ackermann-Gemeinde und befreundeter Institutionen aus Tschechien und der Slowakei begrüßen. In seinem Grußwort hob Msgr. Dieter Olbrich hervor, wie dringend die Akademie weiter "als christliche Stimme und als Ort des Dialogs" gebraucht wird.

 

Grußwort zum Jubiläum
25 Jahre Tschechische Christliche Akademie

 

Eminenzen,
sehr geehrter Herr Präsident Monsignore Prof. Dr. Halík,
sehr geehrte Frau Direktorin Trnková,
liebe Mitglieder, Mitarbeiter und Freunde der Tschechischen Christlichen Akademie,

das Jahr 2015 neigt sich dem Ende. Es war ein Jahr des Gedenkens. Zahlreiche Jahrestage haben unsere Gesellschaften in Tschechien und Deutschland, aber auch unsere Kirche bewegt. Im Mai erinnerten wir an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren und damit auch an das Ende des nationalsozialistischen Terrors in Europa. Mit großer Dankbarkeit haben wir in diesem Jahr das würdige Gedenken an die deutschen Opfer der Vertreibung wahrgenommen, das zu den Jahrestagen in Brünn und an anderen Orten von politischen wie kirchlichen Repräsentanten begangen wurde.

Vor 50 Jahren machten sich die Bischöfe von Polen und Deutschland durch den berühmten Briefwechsel zum Vorreiter der Aussöhnung zwischen Polen und Deutschen. Und wir schauen zurück auf das Ende des Zweites Vatikanischen Konzils ebenfalls vor 50 Jahren. Es war ein Jahrtausendereignis für unsere Kirche. Das Konzil öffnete die Kirche hin zur Welt, für die „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute“. Auch für den interreligiösen Dialog, der heute dringlicher denn je gebraucht wird, eröffnete das Konzil 1965 mit „Nostra aetate“ einen Weg. An die Herausforderungen der Ökumene erinnerte uns zudem der 600. Jahrestag der Verbrennung von Jan Hus in Konstanz.

Und nun begehen wir heute ein weiteres Jubiläum: 25 Jahre Tschechische Christliche Akademie. Dies ist wahrlich ein freudiges Ereignis. Sehr gerne übermittle ich Ihnen hierzu die besten Grüße aus der deutschen Ackermann-Gemeinde und aus dem Sozialwerk der Ackermann-Gemeinde. Wir sind einander eng als Partner verbunden, wofür wir dankbar sind.

Die oben aufgezählten Jubiläen sind auch für die Tschechische Christliche Akademie wichtige Ereignisse, die sich in Ihrem Wirken widerspiegeln. Die deutsch-tschechische Geschichte, die unsere Völker verbindet und auch trennt, waren ein Schwerpunkt Ihrer Arbeit im ersten Jahrzehnt und zugleich der Antrieb für einen intensiven Dialog, den wir gemeinsam als Akademie und Ackermann-Gemeinde von 1992 bis 2005 im Rahmen der Marienbader Gespräche führen konnten. Dabei ging es aber nicht nur um unseren Beitrag für Verständigung und Versöhnung, sondern auch um eine Standortbestimmung für uns als Christen in unseren Gesellschaften.

Nicht hoch genug einschätzen kann man den Dienst, denn Sie mit Ihrem Wirken für die Kirche und für die Gesellschaft Ihres Landes leisten. Dies geschieht ganz im Sinne des Zweiten Vatikanums. Sie beteiligen sich aus dem christlichen Glauben heraus am Diskurs in der Tschechischen Republik. Auch wenn die Christen nur eine Minderheit bilden, ist eine christliche, am Menschen und an Werten orientierte Stimme von großer Bedeutung. Dies zeigen auch die aktuellen Entwicklungen:

Das mangelnde Wissen um das christlich-jüdische Erbe und die daraus resultierende Unsicherheit in der eigenen Identität führen in unseren Ländern zur Ablehnung des Anderen und zu Xenophobie. Und die Veränderungen durch Zuwanderung machen den interreligiösen Dialog zu einer Zukunftsfrage. Dies sind Themen, bei denen Sie sich vernehmbar und mit Kompetenz einbringen.

Sie bieten als Tschechische Christliche Akademie auch den Ort für den Austausch zwischen Wissenschaft und Glaube. Mit Ihrer Zeitschrift „Universum“, die hohes Ansehen genießt, erreichen Sie damit auch einen großen Kreis an Interessierten.

Die Ackermann-Gemeinde ist froh, Sie als Partner an der Seite zu haben. In den Gesprächen spüren wir, dass uns so viel verbindet und dass es der gemeinsame Glaube ist, der uns bei unserem Handeln in Kirche und Gesellschaft antreibt.

Der Klimawandel, die Flüchtlingskrise, der aufkommende Populismus in ganz Europa, die Sorge um die Errungenschaften der europäischen Integration, aber auch bioethische Fragen, Grenzfragen des Lebens und der Wert des Menschen in einer auf Effizienz und Gewinnmaximierung angelegten Welt. All dies und vieles mehr sind die Herausforderungen der heutigen Zeit und damit auch die Herausforderung für uns Christen. Und diese Fragen müssen behandelt werden. Dass Sie dazu bereit sind, zeigt auch das Programm dieser beiden Tage.

Es braucht die Tschechische Christliche Akademie weiter als christliche Stimme und als Ort des Dialogs!

So schließe ich meiner Gratulation und meinem Dank die besten Segenswünsche an.

Möge Gottes reicher Segen Sie bei Ihrem weiteren Wirken stets begleiten.

Ihr

Msgr. Dieter Olbrich
Geistlicher Beirat der Ackermann-Gemeinde
Vorsitzender des Sozialwerks der Ackermann-Gemeinde

Prof. Halik (l.) und der Prager Erzbischof Dominik Kardinal Duka bei der Jubiläumskonferenz