Konstanz | Kostnice

Ein Stück Böhmen in Konstanz

Mitten in der Konstanzer Altstadt stößt man auf ein kleineres, aus dem 15. und 16. Jahrhundert stammendes Fachwerkhaus. Es weißt gegenüber anderen hiesigen gotischen Häusern mehrere Besonderheiten auf. Diese beginnen bereits bei der zweisprachigen Benennung des Hauses: Sie lautet „Hus-Haus“ und „Husův dům“. Die letztere ist auf Tschechisch. Benannt ist das Haus nämlich nach dem aus Böhmen herkommenden Jan Hus. Er lebte um die Jahrhundertwende des 14. und 15. Jahrhunderts und schrieb sich in die Geschichte als Gelehrter, Theologe und Reformdenker ein. Das in Konstanz 1414 bis 1418 tagende Konzil verurteilte ihn in einem Ketzerprozess zum Tod auf dem Scheiterhaufen.

Hus soll im Haus der Witwe Fida nach seiner Ankunft in Konstanz am 3.11.1414 für ca. drei Wochen Unterkunft gefunden haben. Deshalb erwarben Hus´ Landsleute im Jahre 1922 das Haus, seit 1923 ist sein Besitzer und Verwalter eine tschechische bürgerliche Gesellschaft, die Hus-Museum-Gesellschaft. Dank der großen Unterstützung der deutschen und tschechischen Partner konnte die Gesellschaft ihr Ziel, das Haus mit einer Dauerausstellung über Jan Hus der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, bereits 1980 verwirklichen.

Bei der vorherigen gründlichen Renovierung des Hauses kamen sich hiesige und tschechische Handwerker näher, vier Jahre später schloss Konstanz eine Partnerschaft mit der tschechischen Stadt Tábor. Jan Hus stand für die Freiheit und Toleranz der Menschen ein. Dies lässt die lebendige und herzliche Partnerschaft der Konstanzer und Táboraner schon 30 Jahre wahr werden.

Die Hus-Gedenkstätte trägt nicht nur zur Bildung, sondern auch zur Verständigung zwischen Menschen bei. Im Hus-Haus richtete die Vereinigung der Städte mit hussitischer Geschichte und Tradition 2007 ihre Geschäftsstelle ein. Von hier aus fördern 18 deutsche und tschechische Mitgliedsstädte vor dem hussitischen Hintergrund lebendige Begegnungen von Bürgerinnen und Bürgern beider Nationen.

Seit dem 6. Juli 2014 beherbergt das Hus-Haus eine neue moderne dreisprachige Dauerausstellung „Jan Hus - Mut zu denken, Mut zu glauben, Mut zu sterben“. Sie wurde als eine der Aufgaben des Projektes des Kulturministeriums der Tschechischen Republik zum 600. Gedenktag der Verbrennung von Jan Hus realisiert. Den Betrieb des Museums unterstützt zudem die Stadt Konstanz. Abschließend lassen wir Besucher des Museums sprechen, die in das Gästebuch schrieben: „Dieses Museum ist ein wertvolles und wunderbares Beispiel der Zusammenarbeit von Deutschen und Tschechen“.

 

Dr. Libuše Rösch

Leiterin des Hus-Museums Konstanz

Dieser Beitrag ist erschienen in der Zeitschrift  "Der Ackermann", Heft 1-2015

Erinnerung an Jan Hus in Konstanz