Schwarzenberg als „Kämpfer für Menschenrechte, Freiheit und Versöhnung“ und als „überzeugter Europäer“

Am Sonntag würdigte die Ackermann-Gemeinde den ehemaligen tschechischen Außenminister und Vizepremier Karel Schwarzen­berg zum Abschluss des deutsch-tschechischen Bundestreffens in Budweis/České Budějovice mit ihrer höchsten Auszeichnung, der "Versöhnungsmedaille der Ackermann-Gemeinde im Gedenken an Hans Schütz".

„Wenn wir Sie mit der Versöhnungsmedaille ehren, machen wir deutlich, wie sehr wir Ihren Einsatz schätzen und wie nah wir Sie als Kämpfer für Menschenrechte, Freiheit und Versöhnung, als praktizierenden Katholiken und als überzeugten Europäer an unserer Seite wissen,“ betonte der Bundesvorsitzende der Ackermann-Gemeinde Martin Kastler in seiner Laudatio im übervollen Saal des Städtischen Kulturhauses Slavie. „Durch Ihr Reden und Handeln führen Sie uns vor Augen, dass wir die enge nationale Brille absetzen müssen, wenn wir unsere Nachbarschaft, Mitteleuropa und Europa gestalten wollen.“ Schwarzenberg sei ein „Vorbild als Europäer“ und mahne, „nationale Engstirnigkeit durch europäische Weite zu ersetzen und die gefährliche Enge des Denkens aufzugeben“, so der ehemalige Europaabgeordnete. Diese Sicht habe letztlich in die Katastrophen des 20. Jahrhunderts geführt, so Kastler nachdenklich. Besonders hob der Bundesvorsitzende hervor, dass auch die hohen Funktionen und das große mediale Interesse an seiner Person Schwarzenberg nicht von seiner „Mittlerrolle“ und „von seiner klaren Beurteilung der Geschichte“ abbringen ließen. Konkret benannte er in der Laudatio die Verurteilung der Vertreibung der Deutschen nach Ende des 2. Weltkrieges, die er nicht nur als Außenminister, sondern auch im Wahlkampf um die Präsidentschaft klar zum Ausdruck brachte.

In seinen Dankesworten erinnerte Schwarzenberg an seine vielfältigen Verbindungen zur Ackermann-Gemeinde, die seit über sechs Jahrzehnten bestünden. Zugleich betonte er, dass der heutige gute Zustand in den Beziehungen zwischen Tschechen und Deutschen ohne das Wirken der Ackermann-Gemeinde nicht möglich wäre.

Die "Versöhnungsmedaille der Ackermann-Gemeinde im Gedenken an Hans Schütz" erinnert an den ersten Vorsitzenden der Gemeinschaft, der als Sozialpolitiker wichtige Weichen für die Integration der Vertriebenen sowie zum Dialog gestellt hat. Bisher wurden durch die Ackermann-Gemeinde unter anderem der Prager Kardinal Miloslav Vlk, der Geistliche Msgr. Anton Otte und die tschechische Bürgervereinigung Antikomplex mit der Versöhnungsmedaille ausgezeichnet. Am Vorabend der Verleihung an Schwarzenberg wurde die Ehrung bei einer Feier in der Kirche von Veseli nad Lužnici auch dem Ehepaar Christa und Adolf (+) Ullmann zuteil.

Die Verleihung der Versöhnungsmedaille bildete den feierlichen Abschluss des deutsch-tschechischen Bundestreffens der deutschen Ackermann-Gemeinde und der tschechischen Sdružení Ackermann-Gemeinde. Vom 6. bis zum 9. August kamen hierzu unter dem zweisprachigen Motto „gemeinsam gefordert - gemeinsam aktiv. jako křesťané i Evropané, jako Češi i Němci" [als Christen und Europäer, als Tschechen und Deutsche] über 450 Teilnehmer aller Generationen in die südböhmische Bischofsstadt. Auf dem Programm der viertägigen deutsch-tschechischen Veranstaltung standen Diskussi­onen, Begegnungen an verschiedenen Orten in Südböhmen und der Stadt Budweis, Gottesdienste (u.a. mit Bischof Dr. Vlastimil Kročil und Weihbischof Dr. Reinhard Hauke), Konzerte, Ausstellungen und eine Benefizaktion des Jugendverbandes in Form eines "Rikscha-Taxis". Eine ausführliche Berichterstattung zu den einzelnen Programmelementen folgt.

ag

Karel Schwarzenberg (l.) nahm<br/ >die Versöhnungsmedaille<br/ >aus den Händen von<br/ >Martin Kastler entgegen.