Vortragsreihe mit Prof. Dr. Stefan Samerski - Der unbekannte Wallenstein

Der unbekannte Wallenstein stand im Mittelpunkt des Auftaktabends der Vortragsreihe „Böhmen macht Weltgeschichte“ von Prof. Dr. Stefan Samerski.

Die militärischen Verdienste außer Acht lassend lenkte der Referent den Blick zunächst auf die Jugend und auf die „Grand Tour“ des jungen Wallenstein, die ihn u.a. zum Studium nach Padua führte. Ob er bereits vorher zum katholischen Glauben konvertiert war oder dieser Aufenthalt den Ausschlag gegeben hat, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Thematisiert wurde weiterhin die Bedeutung, die Wallenstein der Astrologie beimaß, was nicht zuletzt dadurch deutlich wurde, dass er sich von Johannes Keppler höchstselbst ein Horoskop erstellen ließ.

Einen weiteren Teil seines Vortrags widmete Prof. Samerski den gewieften, teils fragwürdigen Praktiken, mit denen Wallenstein sein Geld vermehrte, um seine Truppen bezahlen zu können. Als Mitglied des Prager Münzkonsortiums war er aufgrund der davon initiierten „Verlängerung“ des Silbergehalts von Münzen und somit betriebenen Geldentwertung an der ersten Inflation Europas beteiligt. Durch geschickte Käufe und Verkäufe von Land und Kontakte zu einflussreichen Persönlichkeiten konnte Wallenstein ein weiteres Ziel verwirklichen – die Schaffung eines eigenen Herzogtums – des 1625 errichteten Herzogtums Friedland mit Gitschin/Jičín als Residenz. Durch kluge Ausübung seiner Herrschaft und Förderung der Wirtschaft erlangte das neue Herzogtum bald den Titel „terra felix“ – hier konnte man gut in Frieden und Wohlstand leben.