Der Transferraum Heimat in Knappenrode
- Gedenkort
Eine Dauerausstellung zu Flucht, Vertreibung und Ankunft
Im Sommer 2024 öffnete der Transferraum Heimat als Bildungs- und Begegnungsstätte der Stiftung Erinnerung, Begegnung, Integration des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen/Schlesische Oberlausitz auf dem Gelände der früheren Werminghoffschen Brikettfabrik Knappenrode/Hórnikecy bei Hoyerswerda seine Pforten. Eine Dauerausstellung skizziert anhand authentischer Zeugnisse und Objekte das Leben der Deutschen in den ehemaligen deutschen Ostgebieten sowie in ihren ostmitteleuropäischen Siedlungsgebieten im Sudetenland, in Ungarn, Russland und andernorts. Krieg und Kriegsende zogen den Verlust der Heimat dort nach sich. 12 bis 14 Millionen Deutsche flohen oder wurden vertrieben, circa zwei Millionen haben dies nicht überlebt. Im Jahr 1946 hatte die Sowjetische Besatzungszone 40 Prozent aller deutschen Flüchtlinge und Vertriebenen aufgenommen. Vertriebene gelangten so auch in das sorbische Siedlungsgebiet, die Lausitz, und Sachsen wurden für viele die erste Station auf dem Weg von der „ersten“ in die „zweite“ Heimat im Osten oder im Westen Deutschlands.
Der Transferraum Heimat präsentiert in einem Rundgang ehemalige Heimatgebiete wie Böhmen, Schlesien oder Ostpreußen stellvertretend für viele andere Regionen Ostmitteleuropas. Alltagsgeschichtliche Exponate sowie Videoaufzeichnungen mit Zeitzeugeninterviews lassen erahnen, was sich hinter Worten wie Heimatverlust, Enteignung und Desillusionierung verbirgt. Ein Litfaßsäulengang wirft mit dem damals üblichen Informationsträger einen Blick auf die Vorgeschichte von Flucht und Vertreibung. Fotos und Texte erinnern an die Bestimmungen von Versailles, die Ausrufung der Republik, das Aufkommen der Nationalsozialisten und deren Machtübernahme, den Synagogenbrand, an den Krieg und Untergang des nationalsozialistischen Deutschen Reiches. Ein Eisenbahnwaggon symbolisiert die darauffolgende Vertreibung der Deutschen und ihren Transfer ins Ungewisse. Die Ankunft erfolgte in den Westzonen oder in der Sowjetischen Besatzungszone oft zufällig. Der Ausstellungsraum ist hier geteilt durch einen Grenzzaun und eine Mauer. Die Besucher können die Seite wählen und sich über die unterschiedliche Integrationspolitik in West und Ost informieren. Lastenausgleich, staatlich ermöglichter Erinnerungskultur, politischer Mitbestimmung auf der einen Seite stehen Verschweigen, Repression und „Umsiedlerpolitik“ auf der anderen gegenüber. Zeitzeugen berichten in Interviews von der Ankunft in einem neuen Leben und von ihrer aktiv erbrachten Integrationsleistung in der neuen Heimat.
Nach 1990 und im vereinten Europa stellt sich die Frage, was für Flüchtlinge und Vertriebene früher wie heute gleichermaßen wichtig war und ist. Themeninseln regen dabei an, u.a. über Heimat, Eigentum und Identität nachzudenken, aber auch über Gemeinsamkeiten und Unterschiede damaliger und heutiger Formen von Flucht und Vertreibung.
Schulen sind eingeladen, hier den Unterrichtsstoff zu vertiefen und über die vorhandenen multimedialen Möglichkeiten auch einen emotionalen Zugang zum Thema Flucht und Vertreibung für ihre Schüler zu finden. Dafür steht ein mit Smartboard ausgestatteter Raum für 30 Personen zu Verfügung.
Transferraum Heimat/Text und Fotos



