Die deutschsprachige Pfarrei in Prag

Verwurzelt und lebendig

Es ist eine der schönsten Kirchen der Stadt, in der die deutschsprachige Pfarrei in Prag zu Hause ist, und das will im
an Kirchen reichen Prag etwas heißen. Der Barockbaumeister Kilian Ignaz Dientzenhofer hat die Kirche St. Johannes Nepomuk auf dem Felsen am Karlsplatz entworfen, überreich ist ihr Gewölbe mit Fresken verziert und die Statuen und Seitenaltäre sind auch für Kunsthistoriker bemerkenswert. In diesem prächtigen historischen Rahmen spielt sich das Leben der deutschsprachigen Gemeinde ab, die 2016 zur eigenständigen Pfarrei erhoben wurde, damals noch unter dem inzwischen emeritierten Prager Erzbischof Dominik Kardinal Duka. Für die deutschsprachige Gemeinde war das eine große Auszeichnung: Nicht viele Auslandsgemeinden in Tschechien haben einen solchen Status. Die Erhöhung hing sicherlich auch damit zusammen, dass die deutschsprachige Gemeinde in den vergangenen Jahren ein reges Leben entfaltet, das auch weit über den Kreis ihrer Mitglieder hinaus Aufsehen erregt. Die Sonntagsgottesdienste sind gut besucht, junge Familien sind engagiert dabei, es gibt regelmäßige Konzerte in der Pfarrkirche, eine aktive Teilnahme bei der Sternsingeraktion, ein buntes Programm am Adventsmarkt der Pfarrei und anderen Feierlichkeiten. Und bei der alljährlichen „Lange Nacht der Kirche“ gehört das Programm, das die Gemeinde auf die Beine stellt, regelmäßig zu den am stärksten frequentierten.
„Das Gemeindeleben hier hat mich von Anfang an begeistert“, sagt Pfarrer Lothar Vierhock, der erst seit dem vergangenen Herbst in Prag ist und viele Erfahrungen aus dem Bereich der Auslandsseelsorge mitbringt: Zuvor war
er von seinem Heimatbistum DresdenMeißen aus für einige Jahre nach Hongkong und zuletzt an die deutschsprachige Gemeinde Moskau entsandt worden. „Es sind viele Kleinigkeiten, die mir sehr gut gefallen. Ich freue mich zum Beispiel immer, wenn wir regelmäßig nach dem Gottesdienst unser Kirchencafé halten, das im wunderbaren Garten vor der Kirche stattfindet“, sagt Lothar Vierhock. Während die Kinder durch den Garten toben, gibt es für die Erwachsenen Kaffee, Kuchen und manchmal sogar frisch gezapftes Bier und bayerische Weiß-würste. Es ist eine Vielzahl von weiteren
Aktivitäten, die das Gemeindeleben in Schwung hält – geplant ist beispielsweise eine gemeinsame Wallfahrt, unlängst
fand ein Einkehrtag statt und jedes Jahr gehen Kinder zur Erstkommunion. Alle zwei Jahre wird überdies gefirmt.
Eine Besonderheit ist die gute Verwurzelung der Gemeinde im deutsch-tschechischen Umfeld. Der Kontakt zur
deutschen und österreichischen Botschaft sowie zu den Vertretungen der Freistaaten Bayern und Sachsen ist ausgezeichnet, ebenso wie zum verzweigten Netzwerk der deutschsprachigen Organisationen und Verbände in Tschechien. Besonders stolz ist die Gemeinde auch auf den engen und freundschaftlichen Draht zur evangelischen Schwestergemeinde. Traditionell gibt es mehrmals im Jahr ökumenische Gottesdienste und die Veranstaltungsreihe „Reden über Religion“ in der deutschen Botschaft. Zudem sind gemeinsame Ausflüge geplant – und Pfarrer Lothar Vierhock gibt zusammen mit seiner evangelischen Kollegin den Religionsunterricht an der Deutschen Schule Prag.
Kilian Kirchgeßner (Text und Fotos)
 

Pfarrer Lothar Vierhock (hinten mitte) feiert mit Kindern das Erntedankfe.
Aktive Teilnahmen der deutschsprachigen Pfarrei in Prag an der Langen Nacht der Kirchen sind feste Bestandteile des Gemeindelebens.
Aktive Teilnahmen der deutschsprachigen Pfarrei in Prag an Sternsingeraktionen.