Philippsdorf | Filipov

Von nun an heilt’s.

Warum das nordböhmische Philippsdorf/Filipov für die Gründung der Ackermann-Gemeinde von Bedeutung ist.

Erzählt ist die Geschichte des nordböhmischen Wallfahrtsorts schnell. Im Jahr 1866 berichtet die seit vielen Jahre erkrankte und nun im Sterben liegende 31jährige Magdalena Kade, dass ihr am Morgen des 13. Januar um 4 Uhr die Muttergottes erschienen sei. Ihre Worte „Mein Kind, von jetzt an heilt’s“ ließen alle Beschwerden verschwinden, Magdalena wurde gesund.

Schnell entwickelte sich das verschlafene Dorf zu einem Wallfahrtsort. 1886 wurde die Wallfahrtskirche eingeweiht, die 1926 zur Basilika minor erhoben wurde. Für zahlreiche Gläubige war die jährliche Wallfahrt am 13. Januar ein festes Datum im Kirchenjahr. Philippsdorf/Filipov wurde einer der meist besuchten Wallfahrtsorte Mitteleuropas, was ihm auch die Bezeichnung „böhmisches Lourdes“ einbrachte.

So ist es nicht erstaunlich, dass sich am 13. Januar 1946 in München katholische Vertriebene aus Böhmen und Mähren trafen, um gemeinsam zu beten und auch einen Neuanfang zu setzen. Der Schmerz der Vertreibung, die zu dem Zeitpunkt noch in vollem Gang war, die Mühen des Ankommens – das waren vorherrschende Emotionen und Erfahrungen. Doch die Worte der Muttergottes „von nun an heilt’s“ verstanden die Versammelten als eine Zusage und ein Hoffnungssignal. Das Treffen gilt als Gründung der Ackermann-Gemeinde. Im Mittelpunkt stand dabei das "Sühne- und Gelöbnisgebet", das Pater Dr. Paulus Sladek OSA formuliert hatte. Dem Bestreben nach Heilung trug die Ackermann-Gemeinde im Lauf der Jahrzehnte durch ihren konsequenten Einsatz für Versöhnung Rechnung.

Nach 1946 geriet der Ort mehr und mehr in Vergessenheit, die Kirche verfiel zusehends. Anfang der 80er Jahre konnte die Kirche dank des Engagements des Priesters Zdeněk Maryška renoviert werden. Als die Ackermann-Gemeinde im Zuge der Renovierung in den 1980er Jahren fragte, womit man die Kirche in Philippsdorf unterstützen könne, kam zur Antwort: eine Krone für die Muttergottesstatue. Spenden wurden gesammelt, ein Goldschmied aus den eigenen Reihen fertigte die Krone. Papst Johannes Paul II. segnete sie am 10. April 1985 in Rom und mit einer offiziellen Einfuhrgenehmigung gelangte das kostbare Stück schließlich zu Kardinal František Tomášek, der am 16. Juni 1985 die Statue damit krönte.

Richtigen Auftrieb erlebte die Wallfahrt nach 1989. Mitten in der Nacht vom 12. auf den 13. Januar machen sich Jahr für Jahr Pilger aus Tschechien und aus Deutschland zu Fuß, mit dem Auto oder dem Bus auf den Weg. Ihr Ziel ist die um 4 Uhr morgens stattfindende Wallfahrtsmesse, bei der die Kirche aus allen Nähten zu platzen droht. Immer dabei sind auch Mitglieder der Ackermann-Gemeinde.

In diesem Jahr, zum 75. Jahrestag der Gründung der Ackermann-Gemeinde, konnte angesichts der Pandemie die traditionelle Wallfahrtsmesse nicht stattfinden. Sobald es wieder möglich ist, soll eine Votivkerze aus Anlass des Jubiläums seinen Weg in die Basilika finden. Dort wird sie dann mit der Bitte nach weiterer Heilung der Wunden der Vergangenheit am Altar der Muttergottes brennen.

Claudia Kern

Basilika von Philippsdorf in der Nacht
Am 13. Januar strömen nachts um 4.00 Uhr die Wallfahrer in die Basilika (Foto: ag)
Wallfahrtsgottesdienst Philippsdorf 13.01.2016 Altar
Wallfahrtsgottesdienst am 13. Januar 2016 mit den Bischöfen Wolfgang Ipolt (Görltz, l.) und Jan Baxant (Leitmeritz/Litoměřice, Mitte). Im Hintergrund P. Dr. Martin Leitgöb (2.v.r.), damals Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde in Prag und Geistlicher Beirat der Sdružení Ackermann-Gemeinde. (Foto: Hans Zeckel)
Wallfahrtsgottesdienst Philippsdorf 13.01.2016 Altarraum
Zahlreiche Geistliche aus Tschechien und Deutschland feierten am 13. Januar 2016 den Wallfahrtsgottesdienst in der überfüllten Basilika mit. (Foto: ag)
Gnadenaltar Philippsdorf mit gekrönter Muttergottes
Der Gnadenaltar in der Philippsdorfer Basilia mit der gekrönten Muttergottes. (Foto: ag)
Segnung der Krone von Philippsdorf
Papst Johannes Paul II. segnete am 10. April 1985 die Krone für die Muttergottes in Philippsdorf, die Franz Olbert, damaliger Generalsekretär der Ackermann-Gemeinde, hielt. (Foto: ag)